Haeckel, Ernst

Ernst Haeckel an Wilhelmine Hintze, Jena, 15. März 1905

Jena 15.3.1905.

Hochverehrte Frau!

Durch Ihren monistischen Bekenntniß-Brief und das begleitende schöne Photogramm haben Sie mir eine große Freude bereitet und ich danke Ihnen herzlich dafür. Aus Ihren philosophischen Äußerungen entnehme ich eine neue Bestätigung für meine alte Überzeugung, daß geistreiche, frei denkende und charakterfeste Frauen der wahren Erkenntniß der „Welträthsel“ oft viel näher kommen, als hochgelehrte, durch dogmatische Gelehrsamkeit verbildete und befangene Männer! ||

Sie erinnern mich lebhaft an die gleichen Bekenntnisse meiner geistreichsten Schülerin, die leider vor 1½ Jahren starb; einer ausgezeichneten Denkerin, die aus höchstem orthodoxen Adel stammte, und sich allen Vorurteilen zum Trotze durch die „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ und die „Welträthsel“ zur reinen Überzeugung unsres „Monismus“ durchgearbeitet hatte.

In der Hoffnung, noch einmal hier Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, bleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ihr ergebener

Ernst Haeckel.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
15.03.1905
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Hamburg
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 31646
ID
31646