Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 10. April 1898
Holmhurst
Dowanhill Gardens
Glasgow
10 April 98.
Liebster Freund!
Herzlichsten Dank für Deinen Brief nach Frankfurt von Tante Ida und mir. Sie blieb 8 Tage in Frankfurt, die ich geschäftlich in Irland zu thun hatte. Leider verfolgten uns Schnee, Regen und Sturm, wohin auch immer wir gingen. – Heute weilt unsere Jüngste || in Rom mit 12 andern Lausanner Pensionairinnen. – Sie war schon vorher vor Aufregung halb verdreht. – Bruder Fritz ist bei unserer Rückkehr unseren Spuren nach Mentone gefolgt. Heute am Ostersonntag das erste Gefühl des Wiedererwachens von Mutter Natur. Ich bereitete mich schon auf Wiederkehr der || Eiszeit. – Meine drei Weiblichen wollen im Juli nach Liebenstein und dann soll es in die Schweiz gehen. Ich möchte Dich aber keinesfalls verfehlen und bitte Dich mich ehestens ganz genau wissen zu lassen „Wo“ und „Wann“. Wird der gewöhnliche Sterbliche in Cambridge geduldet werden wenn die Homines Sapientissimi dort tagen? Und kann ich Dich von Cambridge nach Schottland entführen? An Krieg zwischen Amerika und Spanien kann ich auch heute noch nicht glauben. Beide Nationen sollten von der übrigen civilisirten Welt in einer Irrenanstalt incarcerirt werden. Mit vielen herzlichen Grüßen von Haus zu Haus
Stets
Dein
Paul Rottenburg