Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 5. Dezember 1897
Holmhurst
Dowanhill Gardens
Glasgow
Liebster Freund!
Dich wieder gesund bei den Deinen und befriedigt von Deiner russischen Reise zu wissen hat mich sehr gefreut und ich danke Dir herzlichst für Deinen diesbezüglichen Brief. Schade daß Dua zu Hause Wiederwärtigkeiten vorgefunden hast! Und aufrichtig leid hat es mir – uns – gethan von dem || Tode Deines lieben Bruders zu hören! Habe ich ihn auch nicht persönlich gekannt so fühle ich doch wie eine Art Beziehung zu ihm als Deinem Bruder und des lieben Heinrich’s Vater. –
Von Murray hatte ich gehofft über Eure russischen Fahrten mündlich zu hören. Er hatte mich zu einem Mittag der Royal Society nach Edinburgh eingeladen – ich hatte auch angenommen. Aber statt dessen rief die Pflicht die unerbittliche, michb nach Liverpool. ||
Wir beabsichtigen Weihnachten mit den Soehnen in Berlin zu verleben – kommen wahrscheinlich den 16ten hin und bleiben bis zum 28sten/29sten. – Komme oder kommet auf einen Tag hinüber und seid unsere Gäste im Hôtel Bristol. Das wäre gar zu hübsch. – Auf der Rückreise wollen wir bei der Tante in Frankfurt vorsprechen und gleich nach Neujahr muß ich wieder zu Hause sein. Die Mädels weilen || noch in Lausanne und sind selig in ihrer Pension. Die jüngste schrieb kürzlich entzückt über eine Winterexpedition nach dem großen St Bernhard –
Hoffentlich hast Du Dir Caviar nicht „über“ gegessen in Rußland und eine kleine Weihnachtssendung davon fällt zur Zufriedenheit aus. – Sicher ist sicher und ich gratulire Dir u. Euch schon heute für 1898 und wünsche euch ein gutes Fest 1897 mit Euren Lieben. Hoffentlich kann ich den Wunsch mündlich noch erhärten. – Die besten Grüße von Haus zu Haus
Immer Dein treuer
Paul Rottenburg
a eingef. Du, b eingef. mich