Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 10. Mai 1894

HOLMHURST,

DOWANHILL GARDENS,

GLASGOW.

10/5. 94.

Liebster Freund!

Seit der Enttäuschung im März führte mich mein Weg abermals nach dem Continent, aber nur nach Paris und muss ich mich schon auf „später“ vertrösten. Heimtückisch war es aber vom Schicksal und niederträchtig von den betreffenden Bahnen nicht passende Züge zu haben. ‒ Seitdem hatte [ich] so Viel zu thun daß ich immer noch || nicht Zeit fand, Dir für Deine letzten Zeilen zu danken. Eine Karte erhielt ich von Berlin nachgesandt.

Ist Dr. Hans Meyer glücklich zurück und befriedigt von seiner Reise? Hoffentlich hat er Elsbeth und Euch Alle wohl vorgefunden. ‒ Wir haben Trauer in der Familie gehabt 2 Todesfälle in 4 Tagen: eine Tante ‒ Schwester meines Vaters ‒ die Letzte der Generation || über 80 Jahre alt, mit einem arbeitsvollen, harmonischen Leben hinter sich ‒ dann meine Schwester, die in Danzig verheirathet war ‒, Mutter von 7 Kindern ‒ begabt und ambitiös aber zu aufgeregt, um zum rechten Lebensgenuß zu kommen.

Wir sehen uns nach einer Sommerfrische um in welcher wir eine Schwester meiner Frau mit Mann und 2 Töchtern erwarten. Fürs Erste ist es noch so hundekalt daß es Einen wenig nach „Sommerfrische“ einladet. ‒ Eine Nummer Graphic mit Bildern des diesjährigen Londoner Salons amüsirt Dich vielleicht wie auch Waltern. ‒ Die modernen Impressionists machen mich wild. Hier schmieren die Kerle Unglaubliches zusammen. ‒ Viele herzliche Grüße Euch Allen. Tante Ida schließt sich an.

Euer ergebener

Paul R.

Brief Metadaten

ID
31489
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Vereinigtes Königreich
Datierung
10.05.1894
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,1 x 17,5 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 31489
Zitiervorlage
Rottenburg, Paul an Haeckel, Ernst; Glasgow; 10.05.1894; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_31489