Holmhurst,
Dowanhill Gardens,
Glasgow.
7 Juni 91.
Liebster Freund! ‒
Herzlichsten Dank für Deinen Brief vom 30ten. Wie hätte ich so schön 8 Tage in Jena bleiben & Colleg hören koennen statt nach Hause zu eilen und die Influenza zu bekommen. Sohn, Filius I, fand ich bereits influencirt an – meine Frau folgte den Tag nach meiner Ankunft. Tochter I 24 Stunden später. Vaterleben legte sich den 27ten und eine Gouvernante und 2 Dienstmädchen beschlossen den Influenza Reigen. Dazu noch die Nachricht aus Musselburgh daß || Filius III die Masern und du kannst Dir vorstellen wie es um ein ängstliches Mutterherz bestellt war. – Holmhurst Lazareth erholt sich indessen ziemlich schnell und wartet nun auf ein Aufhören dieses leidigen Schwindel um auszugehen. –
Hoffentlich geht es Euch Allen und speziell Deiner Frau nach Wunsch.
Vielen Dank für Dein Reiseprogramm. Auf Dein Kommen freue ich mich diebisch – werde versuchen mich gelegentlich Abends an die Küste hinunter zu „stehlen“ und zu Deinen Füßen Plankton || Gesprächen zu lauschen. Inzwischen ein Plankton-Ausschnitt aus der Zeitung. –
Ende August paßt mir besser – dann aber nehme ich Dich 8 Tage in Beschlag und wir machen eine nette Tour in Dir noch unbekannte Gegenden. –
„Und kommst Du nicht willig so brauch ich Gewalt“ – Vielen Dank für Einladung zur Hochzeit aber ich kann so früh noch nichts Bestimmtes sagen. – Nach Jena komme ich zu jeder Zeit nur zu gerne. –
Und nun eine Bitte an Dich: Laß mich Dich warm halten während Deines Aufenthalts in Schottland und gieb mir zu dem Zweck Deine Maaße auf. Über Brust – Arm Länge um die Taille – Beineslänge. Kommst Du über See findest Du die Sachen an Bord des Leither Dampfers vor – sonst bei Murray auf der Arche Noah. – Bitte, bitte! –
Schändlich ärgert es mich noch nicht eine einzige Deiner algerischen Skizzen gesehen zu haben.
Viele herzliche Grüße von Haus zu Haus – von mir ganz speziell Deiner Frau, dem Brautpaar und Deinem Neffen. Ich besteige gegenwärtig Kilimandscharo.
Immer
Dein
Paul R.