Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 30. Mai 1886

Glasgow 30 Mai 86.

Liebster Freund!

Für zwei liebe Briefe und Aufgabe zweier wertvoller Adressen vielen, vielen Dank! Ich habe sie Miss Galloway zugestellt und hoffe nun daß das femininum generis Nichts ausmacht. Die betreffenden Vorlesungen sollen in einem Colleg für Damen gehalten werden. Die Wahl des Lecturers fällt zweien Professoren, einem weiblichen Vorstands Mitgliede und besagter Miss Galloway zu. – –|

Ich beneide meinen Ritterlichen Namensvetter daß er es kann, aber ich freue mich auch noch unendlich mehr über die Stiftung selbst und gratulire Dir von ganzem Herzen für die Anerkennung die Deinem rastlosen genialen Wirken zu Theil geworden ist. –

Ich rechne aber auch daß es Dich nur amüsirt und keinen Augenblick aergert, wenn ich Dir hier einen Ausschnitt beilege. –

Die Pall Mall Gazette sagte am 21sten in einer || kurzen Notiz: Ruskin habe Darwins Schriften nicht unter die 100 besten literarischen Werke gezählt und würde sich deßhalb wohl wundern daß dem Darwinismus eine so werthvolle Anerkennung wie die Ritter-Stiftung zu Theil geworden sei – Darauf giebt Ruskin seine Ansichten in der Einlage kund. Ich war drauf und dran den Brief für den Kladderadatsch zu übersetzen und Ruskin zu bitten, daß er sich nach seinem Tode der Universität Jena in Spiritus || vermacht als werthvolles Specimen des „Bos Ruskinus“.

Ich sandte Dir letzthin 1 Stylographen von dem ich sehr entzückt bin. Man schreibt damit sehr schnell und ermüdet weniger. Auf Reisen besonders gut. Wenn Dir die Feder nicht paßt schenke sie weiter. –

Ein vollständiger Faust für 1d als Annonce für „Bucham pills“ hat Dich auch vielleicht amüsirt. –

Hier immer noch hundskalt.

Mit besten Grüßen von Haus zu Haus

Dein treu ergebener

Paul Rottenburg

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
30.05.1886
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 31407
ID
31407