Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 16. Juni 1885
Holmhurst,
Dowanhill Gardens,
Glasgow.
16/6. 85.
Liebster Freund!
Unsere Original Sommerpläne haben wir fallen lassen, weil mein Schwager ein so vernünftiger Mensch ist, daß er sich ein Familienfest zu seiner silbernen Hochzeit verbeten hat, und damit, fürchte ich, fällt Jena fürs Erste „ins Wasser“. Ob wir im Herbst hinüberkommen, ist noch offene Frage. Was fängst Du mit Deinen Ferien || an? Kleine deutsche Colonien Reise? Wenn doch die Challenger Arbeiten Dich noch einmal nach Schottland führten mit Frau! Aber das sind, fürchte ich, fromme Wünsche. – Wir werden wohl für Juli/August aufs Land ziehen nach Crieff. – Wetter bislang mit Ausnahme weniger Tage wenig sommerlich. Geschäft wenig erquicklich und die Aussichten ebensoa nicht rosig. – Ich fange || an zu glauben daß es mit England politisch und commerciell stark bergab geht. – Ich habe schon daran gedacht Fremdenführer in Thüringen zu werden. –
Einliegende Verse an die Amoebe amüsieren Dich vielleicht –
Wir thun unseren Aeltesten nächste Woche in eine Erziehungs Anstalt in die Nähe von Edinburgh. Es ist hier so Gang und Gebe. – Ich habe kein Erziehungs- Talent. –
Viele herzliche Grüße von Haus zu Haus
Immer
Dein
treu ergebener
Paul Rottenburg
a eingef.: ebenso