Schillings, Carl Georg

Carl Georg Schillings an Ernst Haeckel, Berlin, 24. August 1904

BERLIN N.W. DEN 24.8.04

FRIEDRICHSTRASSE 100.

Hochverehrter Herr Professor!

Alle Ihre gütigen Worte kann ich immer nur immer wieder beantworten mit der Bitte!

Kommen Sie.

Es klingt eigenthümlich wenn ich Ihnen sage dass Sie staunen werden. Sie können das nicht wissen wie weit hier die Psyche entwickelt ist.

Wüssten Sie es Sie hätten es praegnanter ausgedrückt.

Sie irren wenn Sie glauben Ihr Urtheil || werde von mir überschätzt.

Es giebt nur einen Haeckel.

Da konnen [!] Jahrhunderte verfliessen bis er wiederkommt.

Beantworten Sie mir diese Behauptung nicht, ich bitte Sie.

Ich bin im Monismus geboren, ebenso mein Bruder Professor Max Schillings (– München) der hier eintrifft um das Gehör des Pferdes zu prüfen mit Professor Dessoir und Prof. Bie.

Seit Wochen werde ich angefeindet in meinem Mikrokosmos wie Sie in Ihrer grossen Welt.

Ich verstehe Ihre weltverachtende Bitterkeit – – – –

Dass ich unter allen „Gelehrten“ als Autodidakt einen Haeckel hierhin flehen muss sagt mir mehr deren Bücher es zu dutzenden könnten.

Sie verweisen auf die Welträthsel. Sie kenne ich seit Langem.

Aber noch einmal von dem Phaenomen können Sie sich keinen Begriff machen.

Verzeihn Sie mir meine Kühnheit. Aber ich fühle! Zu Ihnen darf man denken (nicht mit reservetio mentelis [!] schreiben).

Also noch einmal! ich warte auf Sie bitte um baldigste Ankündigung.

In Hochachtung und Ergebenheit Ihr CG Schillings

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
24.08.1904
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 31340
ID
31340