Schild, Johann

Johannes Schild an Ernst Haeckel, Padang, 11. Juni 1902

Padang, 11. Juni 1902

Hochgeehrter Herr Professor

Vor ungefähr einem halben Jahre starb hier ein sumatranischer Orang utan, welchen eine hiesige Familie gehalten hatte. Die Leiche wurde in Tuch eingehüllt, und im Garten begraben. Ich erfuhr dies unlängst, und bat um die Erlaubnis, das Skelett des Affen ausgraben zu dürfen, in der Annahme, daß Ihnen dieses jedenfalls || gut erhaltene Skelett willkommen sein dürfte. Die Erlaubnis wurde bereitwilligst gewährt, und das Skelett war so mit Ihnen geschenkt.

Ich frage hiermit an, ob sie dieses Skelett zu erhalten wünschen, in welchem Falle ich es ausgraben, und Ihnen einsenden würde. Ich bitte jedoch dann um gefällige Belehrung, wie ich es behandeln soll, hinsichtlich Reinigung, Konservierung, Verpackung etc. Ich habe nämlich noch keine Erfahrung || in dieser Hinsicht. Ich warte also mit der Ausgrabung, bis ich von Ihnen höre; ist das Thier schon lange genug begraben? (½ Jahr)

Das Wort „orang utan“ wird von den hiesigen Malayen nicht gebraucht; das Thier heißt hier „mawas“, auch wohl „orang rimboe“ (Buschmensch), und scheint man großen Respekt vor diesen Menschen zu haben.

Sie zeigten mir seinerzeit in meinem Garten den „Amorphophallus“. Neulich schrieb mir Prof. Giesenhagen (Würzburg) um Knollen dieser Pflanze || für den botanischen Garten zu München, und wußte ich daher sofort, was gesucht wurde. Es war ein Leichtes aus dem Busch eine Menge der Knollen zu erhalten, welche jetzt schon in München angekommen sein werden.

Familie Delprat soll, wie ich höre, nicht mehr zurückkommen, doch habe ich noch nichts Bestimmtes erfahren.

Jederzeit mit Vergnügen Ihren Wünschen gewidmet, empfehle ich mich, hochgeehrter Herr Professor,

mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst

Schild

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
11.06.1902
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 31317
ID
31317