Schild, Johann

Johann Schild an Ernst Haeckel, Padang, 21. August 1901

Padang, 21/8 1901

Hochgeehrter Herr Professor,

Hiermit komme ich zur Berichtigung meines Briefes vom 13. dieses Monats (vergangene Woche).

Ich schrieb darin, daß der Mimi hier „sehr selten zu sein scheint.“ Ich schloß dieses aus der Thatsache, daß es mir bis dahin nicht gelungen war, das Thier zu erhalten. Dies erklärte sich nun daraus, daß die Leute, welche ich auf den „Mimi“ absandte, überhaupt nicht wußten, was ein „Mimi“ sei. Ich war jedoch vor einigen || Tagen auf dem Fischmarkte und erfuhr da, daß das Wort „Mimi“ hier nicht bekannt ist. Das Thier heißt hier „Balangkas“. Am selben Tag bekam ich 4 Exemplare, 2 männl. und 2 weibliche; die Thiere werden nämlich immer paarweise gefangen. Die Weibchen sind viel größer als die Männchen; der Stirnrand ist beim ♂ eingebuchtet; der Hinterleib ist oben fein gestachelt. Diese Beschreibung entspricht ganz der des „Limachus longispinus“ ein Leumis, also der japanischen Varietät. – Ich werde die Sendung im September machen. – Heute erhielt ich einige kleine Krebse, welche sich auf der Zunge von || Fischen festsetzen.

Ich sandte Ihnen mit dieser Post ein getrocknetes Thier (Qualle?); Die hiesigen Chinesen importiren es in diesem getrockneten Zustande aus Singapore und nennen es „Pau-Hie“. Wird von den Chinesen hier gekocht und gegessen. Sollte dies interessiren, so kann ich leicht mehr Exemplare senden.

Gestern kamen hier 2 amerikanische Gelehrte an, Dr. Hiller und Mr. Harrison. Sie wollen 4 Monate in der Gegend bleiben, Thiere & Ethnographien sammeln.

Dr. Hiller behauptete, || mein kahler Hund stamme aus Mexico. –

Hoffend, daß Sie meinen Brief vom 13/8 inzwischen erhalten haben werden, verbleibe ich inzwischen

mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenster

Schild

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.08.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 31315
ID
31315