Schild, Johann

Johannes Schild an Ernst Haeckel, Padang, 13. August 1901

Padang, 13. August 1901

Hochgeehrter Herr Professor!

Indem ich den angenehmen Empfang Ihrer Briefe vom 21/5 und 14. Juli (der letzte ist seit 3 Tagen hier) bestätige, danke ich verbindlichst für Ihre freundlichen, mich so sehr ehrenden Gesinnungen. Gleichzeitig aber bitte ich vielmals um Entschuldigung, daß ich auf den geschätzten Brief vom 22. Mai so lange Stillschweigen bewahrte. Als derselbe herein kam, wohnte gerade die Familie Delprat bei mir, und überhändigte ich Herrn Delprat Ihren Brief, über welchen er äußerst erfreut war. Herr Delprat hat Ihnen am letzten Tage seines Hierseins geschrieben und dürfte sich zur Zeit in der Schweiz aufhalten, nach einem Briefe, welchen ich kürzlich von ihm aus Port Said erhielt. – Seine europäische Adresse ist vorläufig:

Th. F. A. Delprat

Adresse: Dr. G. C. Delprat, Amsterdam.

Herr Delprat, welcher eigentlich schweren Herzens von hier weg gegangen war, und welchen es gar nicht nach Europa zog, wird wohl nach einem || Jahre wieder zurückkommen. Die Reise wird wohl größtentheils zur Erziehung der Mädchen geschehen. Die Kiste, welche das Bibliographische Institut in Leipzig an Herrn Delprat via Australien abgesandt hat, ist noch nicht hier angekommen; sie wird mit dem Dampfer „Duisburg“ Ende August wohl hier eintreffen.

Ich kann auch noch nicht den Empfang Ihrer „Kunstformen der Natur“ bestätigen, vermuthe also, daß selbe der Sendung an Herrn Delprat beigepackt sind. Darf ich, verehrter Herr Professor, schon im Voraus für diese Briefe und hochgeschätztes Geschenk, meinen verbindlichsten Dank aussprechen? Ich werde nicht ermangeln, denselben zu wiederholen, sobald das Werk angekommen ist.

Von Herrn Professor Anton erhielt ich jüngst die beiden Theile Ihrer „Natürlichen Schöpfungs Geschichte“ eine hochwerthvolle Bereicherung meiner Bibliothek.

Ihre malayischen Reisebriefe „Aus Insulinde“ habe ich erst bis zur Beschreibung des Urwaldes von Tjibodas gelesen. Wir haben die „Deutsche Rundschau“ in unserem Lesezirkel, doch hat mich Heft 8 erst vor einigen Tagen erreicht. Mit || Spannung sieht man nun hier Ihrer Beschreibung Padang‘s entgegen. Mit sehr viel Vergnügen sehe ich, daß diese Reisebriefe im November gesammelt in einem Buche erscheinen werden, und daß Sie die Güte haben werden, 3 Exemplare nach Padang zu senden, für Herrn Delprat & Stibbe, welche Herren ich davon verständigen werde, und für mich. Darf ich auch schon vorläufig Sie meiner aufrichtigen Dankbarkeit dafür versichern?

Mit größter Freude erfüllte mich Ihre Mittheilung, daß Sie die Verleihung eines Ordens für mich beantragt haben. Damit kommen Sie, verehrtester Herr Professor, einem längst gehegten Herzenswunsch von mir entgegen, und bin ich Ihnen von Herzen dankbar für alle Ihre Güte. Ein Orden ist namentlich in diesen Kolonien sehr geschätzt und wird auch dem Ansehen dieses Konsulats entschieden sehr zu Gute kommen. Mit Spannung harre ich der kommenden Dinge.

Wie kann ich je für Ihre Güte danken? Mein Sammeleifer für Ihr Zoologisches Institut wird nicht erlahmen. Daß ich nicht schon eine weitere Sendung abgehen ließ, hat seinen Grund darin, daß verschiedene Leute im Innern und || auf der Küste mir Objekte für die Sammlung versprochen haben, dieselben jedoch bis heute noch nicht eingeliefert haben. Indessen habe ich schon Manches im Vorrat, ein graues Flughorn (sehr schön) und einige prächtige, tadellose Korallen „bäume“ (wie Coniferen) aus dem Meere bei der Insel Gugano. – Die Reisscheuer, welche ich Ihnen versprochen habe, ist auch noch nicht ganz fertig geworden. Der Mann wohnt in einem Kampong, 8 Meilen von Port de Kock, wo er ein erfreuliches Leben führt; er ist jedoch ein Künstler in seiner Art. Ich hoffe somit gegen Ende September eine Sendung abgehen zu lassen. Der „Mimi“ scheint hier sehr selten zu sein; wird jedoch einer gefangen, so bekomme ich ihn gewiß, natürlich für Sie. Es würde mich stets sehr freuen, ihre speziellen Wünsche hinsichtlich meiner Sammlung kennen zu lernen, damit ich in der guten Richtung thätig sein kann. –

Empfangen Sie inzwischen, sehr geehrter Herr Professor, meinen herzlichsten Dank für Ihre große Güte, mit der Bitte um Ihr ferneres freundliches Wohlwollen. –

Mit vorzüglicher Hochachtung

stets ergebener

Schild

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
13.08.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Jena
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 31312
ID
31312