Conrad Keller an Ernst Haeckel, Zürich, 6. November 1884
Zürich, dℓ. 6. Nov. 84
Hochgeehrter Herr Professor!
Die Frankfurter Zeitung bringt eine kurze Notiz über eine Entdeckung Ihres früheren Schülers WilhelmHaacke aus Jena. Derselbe hat bei Echidna hystrix eine ovipare Fortpflanzung constatiren könnena. Da es sich um einen völlig glaubwürdigen Beobachter handelt, so zweifle ich keinen Augenblick an diesem höchst merkwürdigen und wichtigen Factum.
Ich wäre ausserordentlich begierig, nähere Mittheilungen zu erfahren, um diese im Schoosse der hiesigen Naturforschenden Gesellschaft vorzubringen. Das Nähere soll sich in der Zeitschrift: The South Australian Register vom 5–8 September vorfinden. ||
Ohne Zweifel hat Ihnen Dr.Haacke diese Nummern zugeschickt.
Wenn es Ihnen nicht Mühe machen sollte, so würde ich Ihnen ausserordentlich dankbar sein, wenn ich dieselben für einige Tage benutzen könnte.
Sollten Sie die Nummern nicht gern für ganz kurze Zeit aus Händen geben wollen, so wäre es mir ebenso gedient, wenn Sie die Artikel durch einen Copisten ausziehen liessen und dieser mir den Auszug per Nachnahme b zusenden dürfte (Genauere Adresse: C.Keller, Universitätsstrasse 90. Oberstrass Zürich).
Entschuldigen Sie, verehrter Herr Professor diese Belästigung durch das grosse Interesse, welches ich für die von Haacke in || Australien gemachte Entdeckung hege.
Demnächst werde ich mir erlauben, Ihnen eine neue Arbeit zu übersenden.
Inzwischen verbleibe ich mit den freundlichsten Grüssen
Ihr
Dr. C.Keller
P.S. Wenn es die politischen Verwicklungen nicht unmöglich machen, so gedenke ich nächsten Sommer mich beurlauben zu lassen, um nach Madagascar zu reisen, woselbst wahrscheinlich noch manche Funde zu machen sind.
a korr. aus: könne; b gestr.: erhebe