Conrad Keller an Ernst Haeckel, Zürich, 29. Juni 1881
Zürich, dℓ. 29. Juni 1881.
Hochgeehrter Herr Professor!
Wie die Blätter berichten, haben Sie die Absicht nach Ceylon zu gehen, um mitten in einer herrlichen Tropennatur neue Studien zu unternehmen.
Da Sie vielleicht bald verreisen, so möchte ich Sie benachrichtigen, daß ich ebenfalls nach dem Indischen Ocean zu reisen gedenke u. mehrere Monate an den Küstengegenden des rothen Meeres arbeiten will. Der Urlaub für 4Wintermonate ist mir bewilligt worden. Die finanziellen Hülfsmittel haben sich über Erwarten leicht gefunden.
Wenn auch ein Bischen Reaction der von mir vertretenen || naturwissenschaftlichen Richtung einen Hemmschuh unterlegen wollte, so hat dies mir anderseits nur eine umso entschiedeneres Eintreten meiner Freunde bewirkt – kurz eine Anzahl Gönner stellen mir die Mittel zur Reise in den Orient zur Verfügung.
Nach Kairo erhalte ich hinreichende Empfehlungen.
Ueber Vieles erhielt ich von Brehm, welcher in Zürich war genauere Aufschlüsse.
Da Sie die Verhältnisse am rothen Meere aus eigener Anschauung kennen, so hätten Sie vielleicht die Güte, mir einige Winke zu geben.
Könnten Sie die arabische Küste empfehlen? Man sagt mir das aegyptische Ufer dürfte in zoologischer Hinsicht viel reicher sein, als das arabische. || Ist die Küstenschifffahrt so, daß einzelne Puncte, auch Inseln leicht zu erreichen sind?
Besonders würde es mich interessiren, ob in Suez allenfalls Jemand ist, welcher Sendungen von Kisten allenfalls besorgen würde?
Ist es richtiger, sich mit den nöthigen Kisten in Triest oder Neapel vollständig zu versehen, oder lassen sich diese in Kairo, resp. Suez noch completiren? Sie würden mich durch allfällige gütige Aufschlüsse sehr verbinden u. wenn sie in Bezug auf gewisse Specialitäten, etwa Medusen, besondere Wünsche hätten, würde ich mich nach dieser Richtung gern dankbar erweisen.
Inzwischen verbleibe ich mit ergebenen Grüßen
Ihr
Dr. C.Keller