Göttingen, 28.IX.83.
Hochverehrtester Herr Professor,
Leider war es mir diesmal nicht vergönnt Sie, Herr Professor, in Jena anzutreffen. Ich hatte mich sosehr gefreut endlich einmal wider ein par Worte mit Ihnen sprechen zu können!
Ich sitze nun wider hier. Vor einer Woche sind wir hier angekommen. Ich hatte eine kleine Reise mit meiner Frau nach dem Bairischen Gebirge || unternommen, wo wir in dem billigen Tegernsee längere Zeit blieben.
Kurze Zeit vor meiner Ankunft, war Franz Eilhard Schulze hier gewesen. Hätte ich nur das geringste gewusst, so wäre ich früher hier eingetroffen. Ich hätte ihn dann gefragt, ob ich nicht später eine Assistentenstelle in Berlin bekommen könnte. Hier werde ich ja im Leben nicht Assistent!
Im nächsten Semester will ich über Parasiten des Menschen lesen, da mich einige Studenten darum baten und ein par Mediciner ihren Besuch in Aussicht stellten. || Den größten Teil der freien Zeit werde ich aber benutzen, um meine Lücken auszufüllen, einen kleinen, um weiterzuarbeiten. Vor ein par Tagen ist auch Pf. Ehlers, der in Helgoland war, wider hier eingetroffen. – Es ist so oede hier, und bei der Vorweltlichkeit der Stadt kaum auszuhalten! Verzeihen Sie, Herr Professor, diese Zeilen: Ich weiß, dass es eigentlich ungezogen ist Sie zu belästigen, aber wenn man mit seinen Gedanken in einem fort da ist, wo es einem am besten ging, kann man das Schreiben nicht unterlassen. ||
Gewiss ist schon das neue Institut bezogen! Ich hätte früher nie glauben können, dass ich nicht dabei sein würde! –
Ich bitte mich der Frau Gemalin zu empfehlen und bitte nicht zu vergessen
Ihren Schüler
Otto Hamann.
