Haacke, Wilhelm

Wilhelm Haacke an Ernst Haeckel, Kiel, 25. Januar 1881

Kiel, d. 25. Jan. 1881a

Hochverehrter Herr Professor!

Leider ist es mir gegenwärtig unmöglich, Scyphostomen zu bekommen; ich hoffe aber, Ihnen noch vor meiner Abreise von Kiel, welche voraussichtlich in den ersten Tagen des März erfolgen wird, solche schicken zu können.

Das Blechgefäss ist fertig; ich habe es recht gross und aus Zinkblech machen lassen, welcher nicht so leicht oxydiert. Eine Rechnung darüber habe ich Ihnen direkt durch den Klempner zugehen lassen. Ich habe das Gefäss ausserdem umflechten und mit einer zolldichten Schicht von Hede (Werch) umgeben lassen. Auch darüber wird Ihnen eine Rechnung zugehen; ich hoffe, dass durch die Vergrösserung der Kosten das Ganze nicht vertheuert wird, und dass die Einrichtung || des Gefässes – das von Kunth kenne ich nicht – Ihren Beifall finden wird.

Ich bin jetzt fest entschlossen, Anfang März über England nach Neu-Seeland zu gehen. Herbert Carpenter schreibt mir, dass für die Auswanderung nach englischen Colonien durchaus keine Papiere nöthig sind, dass dagegen die Beförderung nicht mehr gratis erfolgt. Für Auswanderung nach Neu-Seeland bezahlt man etwa 320 Mark, die ja am Ende noch geopfert werden können.

Carpenter bezweifelt zwar, dass ich bald eine für mich einigermassen passende Stellung finden würde, da die Vacanzen immer sehr schnell wieder (durch Engländer) besetzt würden; ich lasse mich dadurch aber nicht entmuthigen und mache mich von vornher-||ein auf das Schlimmste gefasst.

Ich weiss nun nicht, ob ich mit Segelschiff oder Dampfer gehen soll. Mehr Sympathie habe ich für Segelschiff; aber die Fahrt dauert bedeutend länger und kostet, wie Carpenter mir mittheilt, auch einiges, wenn auch nur wenig, mehr.

Einige persönliche Empfehlungen hat auch Carpenter mir in Aussicht gestellt.

Ich glaub, den Abschied vom Vaterland, das ich vielleicht nie wieder sehen werde, wird mir nicht allzu schwer werden, namentlich, da mir hier keine glänzenden Aussichten winken. Ich kann kaum die Zeit erwarten, wo ich den – hoffentlich auch für mich – glücklichen Gestaden Neu-Seelands zusteuern werde!

Besten Gruss von

Ihrem

W. Haacke.

a irrtüml.: 1880

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.01.1881
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 30580
ID
30580