Hertwig, Richard

Richard Herwig an Ernst Haeckel, München, 4. November 1901

München d. 4. November 1901

Hochverehrter lieber Freund!

Für die freundliche Übersendung der wundervoll ausgestalteten „Insulindea Reisebriefe“ sage ich Ihnen zugleich auch im Namen meiner Frau herzlichsten Dank. Wenn auch die Reproductionen Ihren Aquarellen nicht gerecht werden, so geben sie doch einen besseren Eindruck als die landläufigen Photographien. ||

Wir sitzen hier wieder den größten Theil des Tages über in dem dicken Nebel des Alpenvorlandes. Um Mittag kämpft sich die Sonne auf kurze Zeit durch; b bei Sonnenuntergang werden wir dann wieder tüchtig zugedeckt. Jetzt sollte man auf der Zugspitze oder dem Wendelstein seine Vorlesungen halten können.

Ich habe angefangen de Vries Mutationstheorie zu studiren. Wenn der Autor das || was er zu sagen hat, auf die halbe Seitenzahl zusammengedrängt hätte, würde er sich, seinem Buch und dem Leser einen großen Dienst erwiesen haben. Sehr angenehm berührt die warme Verehrung mit welcher er trotz seiner abweichenden Auffassungen von Darwin spricht.

In den nächsten Tagen wird Dr. Doflein nach Jena kommen, um sich Ihr Museum anzusehen, vielleicht auch einen Tauschverkehr einzuleiten.

Mit vielen herzlichen Grüßen auch an Ihre liebe Frau

Ihr treu ergebener

R. Hertwig.

a korr. aus: Indischen; b gestr.: um

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.11.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 30502
ID
30502