Richard Hertwig an Ernst Haeckel, München, 28. Juli 1885
München d. 28. Juli 1885
Hochverehrter lieber Freund!
Zu meiner größter Freude erfahre ich eben durch einen Brief Oscars, daß Sie mit Ihrer Familie in das bairische Gebirge gehen werden. Ich hoffe daß Sie zu Ihrer Reise den Monat August benutzen werden. Dann wünsche ich Sie hier in München begrüßen und dann nach Tegernsee begleiten können. In Tegernsee finden Sie auch Zittel mit Familie; derselbe siedelt schon am || nächsten Sonnabend über. Era ist erbötig für den Fall, daß Sie länger als 1–2 Tage bleiben wollen, vorher Logis zu bestellen, was in Tegernsee sehr zweckmäßig ist. Schreiben Sie mir daher bald über Ihre Reisedispositionen. Ich möchte mir in meiner Zeiteintheilung auch danach richten, damit wir möglichst viel zusammen sein können.
Meine Reise nach Jena habe ich bis zum September verschoben. Bis dahin werden Sie ja wohl auch wieder || aus dem Gebirge zurück sein.
Durch Ihren herzlichen Brief haben Sie mir eine ganz außerordentliche Freude gemacht. Ich weiß nicht einmal – so sehr lebe ich im zerstreuenden Vielerlei – ob ich Ihnen schon dafür gedankt habe. Sie selbst werden aber nicht zweifeln, daß ich es Ihnen gegenüber nie an herzlicher dankbarer Gesinnung fehlen lassen werde.
In der Hoffnung, daß ich Sie und Ihre liebe Familie bald in München werde begrüßen können
Ihr treu ergebener
Richard Hertwig.
a gestr.: derselbe, eingef.: er