Oscar Hertwig an Ernst Haeckel, [Mühlhausen], 25. August 1883
Sonnabend. 25. August 83.
Hochgeehrter und lieber Freund!
Augenblicklich bin ich mit meinem Freiburger Vortrag beschäftigt, welchen ich schon in Jena entworfen hatte, aber jetzt noch durch arbeiten muss. Ich werde um so mehr Sorgfalt auf ihn verwenden, als ich aus dem in diesen Tagen erhaltenen Programm erahne, dass ich in der ersten Sitzung den ersten Vortrag halte. Wie ich Ihnen schon in Jena mittheilte, will ich zur Erleichterung des Verständnisses 3 grosse Tafeln mit Figuren anfertigen lassen || und habe ich das Nähere schon mit Giltsch verabredet.
Wegen der Ausführung einer Tafel bin ich aber noch in Verlegenheit. Ich möchte nemlich einen Pagurus mit Adamsia palliata abbilden und kann keine geeignete Vorlage auffinden. In Gosse’s Actinologie habe ich vergebens gesucht. Sind Sie vielleicht in der Lage, mir aus irgend einem Werke eine Vorlage zu schicken? Wenn nicht, möchte ich Sie bitten, mir einen Pagurus in Schneckenschale freundlichst zusenden zu wollen. (womöglich mit einer Adamsia). Ich habe dann in Absicht, || selbst eine Zeichnung vom Pagurus in Schneckenschale zu entwerfen und die Actinie nach Gosse dazu zu zeichnen.
Nach einem soeben vom Decan der medicinischen Fakultät in Königsberg erhaltenen Briefe kann ich Ihnen gleichzeitig mittheilen, daß unter den für Schwalbe’s Lehrstuhl vorgeschlagenen Kandidaten auch ich der Regierung a genannt worden bin. Darüber wer sonst noch genannt worden ist, schreibt Professor Jacobson mir nichts.
Herzliche Grüße von mir, Richard und meinem Vater.
Ihr ganz ergebener
Oscar Hertwig.
a gestr.: vorgeschlagen