Bruno Haushalter an Ernst Haeckel, Rudolstadt, 6. August 1890
Rudolstadt, den 6. Aug. 1890.
Hochverehrter Herr Professor,
Auf meiner Ferienreise lernte ich in Gesellschaft meines Freundes, des Herrn Barons Clemens von Schauroth, einen der bedeutendsten Frankfurter Bildhauer, Herrn Gustav Herold, kennen. Derselbe hat unter andern die schöne Gruppe auf dem Frankfurter Hauptbahnhofe, Atlas mit der Weltkugel, unterstützt von Dampf und Elektrizität, geschaffen.
Diesen Künstler ersten Ranges, zugleich ein begeisterter Anhänger der Entwicklungstheorie, sprach mir gegenüber a aus, daß er keinen || höhern Wunsch kenne, als Sie zu modellieren; ob ich es nicht vermitteln könne.
Darf ich Sie also ergebenst bitten, Herrn Gustav Herold, Bildhauer, Brückenstr. 3 Sachsenhausen - Frankfurt a. M., eine zusagende Antwort zu erteilen und mir selbst eine kurze Nachricht darüber zukommen zu lassen.
Herr Herold würde Sie demnächst in Jena aufsuchen. Der Verkehr mit ihm ist dadurch einigermaßen erschwert, daß er sehr schwer hört. Doch habe ich mich einen ganzen Nachmittag sehr gut und angenehm mit ihm unterhalten. Herr Herold kann ja auch auf Ihren Rat einen der Jenenser Herren Professoren || konsultieren.
Also bitte baldige Nachricht an Herrn Herold und an mich.
Mit ergebenem Dank und freundlichen Gruß
Ihr
Bruno Haushalter,
Professor am Fürstl. Gymn.
Hoffentlich erinnern Sie sich meiner noch von der Geogr. Ges. f. Thür., die, dies Jahr in Rudolstadt, Ihren hochinteressanten Vortrag über Algier hörte.
d. O.
a gestr.: den Wunsch