SALZBURG, DEN 19. Sept. 1910
    
    Eure Excellenz! 
    Innigst verehrter Freund!
    
    Ihren lieben Brief aus München haben wir heute hier erhalten und uns wieder sehr darüber gefreut. Meine Frau und ich werden die schönen Tage von San Martino, wo wir uns Ihrer Anwesenheit erfreuten, nie vergessen. Und wir sind froh, dass auch unsere Kinder Ernst Häckel gesehen || haben, wenn sie auch erst in reiferen Jahren diesen Eindruck voll zu würdigen lernen werden.
    	Bei mir erneuert sich immer die alte Empfindung, die Ihre Gegenwart mir stets gewährte: Erhebung und Anregung und frischer Lebensmuth, der von Ihrer Person ausströmt. Ich gehe mit neuer Freude und Zuversicht an meine Pläne und Arbeiten und hoffe manches nachzuholen und zu vollenden. Vielleicht gibt es ein gütiges Geschick, dass ich Sie bald wieder sehen kann und von manchem mit Ihnen spreche. So viel in meinen Kräften liegt, werde ich die Richtung die Sie unserer || Wissenschaft gegeben haben zu wahren und fort zu entwickeln suchen. Eine Betonung des Standpunktes wird immer dringender nötig. Gestatten Sie, dass ich nochmal der Freude Ausdruck gebe, Sie gesehen zu haben, und den Dank ausspreche für die vielen schönen Stunden, die Ihre Anwesenheit uns bereitete. Ich sage „uns“, da ich zugleich von meiner Frau rede, die an alledem den grössten Anteil genommen hat und nicht aufhört von Ihrer Persönlichkeit zu schwärmen.
    	Wir hoffen, dass Sie nun wol in Jena angekommen || sind. Mit den allerherzlichsten Grüssen von uns Beiden
    in steter dankbarer Verehrung
    Ihr B. Hatschek