Triest, 9. Juli, 1891.
Hochverehrter Herr College!
Seit langem schulde ich Ihnen meinen Dank für Ihre herrlichen Radiolarien-Präparate. Sie haben mir damit eine grosse Freude bereitet und mich beschämt, indem Sie mir, der ich so vielfach in Ihrer Schuld stehe, die kleine Aufmerksamkeit, die ich Ihnen durch Zusendung des Mikrotomes machte, wieder so reichlich vergalten.
Ich hätte Ihnen schon lange geschrieben, wenn ich nicht durch einen dauernden üblen Zustand daran verhindert gewesen wäre. ||
So nehme ich auch Anlass Ihnen zu der Verbindung Ihrer Familie mit dem vortrefflichen Dr. Hans Meyer zu gratuliren, dessen Bestrebungen und dessen Richtung wohl der Ihren verwandt ist. Zählen Sie mich zu den zahlreichen Verehrern, denen nicht nur der Forscher Haeckel hoch steht, sondern die auch an dem Wohl und Gedeihen Ihrer Familie also Ihrer Person im weitesten Sinne innigen Antheil nehmen.
Empfangen Sie in || diesem Sinne meine herzlichsten Wünsche.
Ich bin im Begriffe mit der oesterr. Tiefseeexpedition nach Kreta abzureisen. – Meine Berufung nach Wien wird kaum zu Stande kommen. Claus stemmt sich gegen die Besetzung einer zweiten Stelle und er wird wie es scheint schliesslich seinen Willen beim Ministerium – gegen den Beschluss des gesammten Collegiums – durchsetzen. Ich bedaure dies besonders deshalb weil er den Aufschwung der Zoologie in Oesterreich in den || letzten Jahren in ungünstiger Weise hemmt.
Bei einer Expedition, wie diejenige an welcher ich theilnehme, werden wohl die Planktonischen Fragen mich lebhaft beschäftigen. Quantitative Untersuchungen nach Hensen nehmen wir nicht vor. Die letzte Schrift von Hensen habe ich kopfschüttelnd gelesen; ich hätte ihm besseres zugemuthet; die Art wie er einige grosse biologische Probleme abthut, will ich nicht mit Worten bezeichnen; da werden alle Zoologen eines Sinnes sein.
Mit besten Grüssen
In Verehrung Ihr
Hatschek
