Emanuel Reinicke an Ernst Haeckel, Leipzig, 1. April 1903

WILHELM ENGELMANN LEIPZIG

VERLAGSBUCHHANDLUNG

LEIPZIG, DEN 1. April 1903.

MITTELSTRASSE 2.

Hochgeehrter Herr Professor!

Es tut mir sehr leid, dass das an Herrn Giltsch gesandte Papier nicht den Anforderungen entspricht, um die Tafeln der 5. Auflage Ihrer: „Anthropogenie“ in einer der Bedeutung Ihres Werkes entsprechenden Weise zur Geltung zu bringen. Ich hatte der Firma Sieler & Vogel s. Zt. Auftrag erteilt, ein gutes Tafel-Papier, was sich für den betreffenden Zweck eignet, herzustellen. Leider ist mit mir nun aber ein Ausfall-Bogen nicht zugesandta worden, und so war ich nicht in der Lage, mich von der Qualität des fraglichen Papiers zu überzeugen.

Es ist nunmehr ein anderes Tafel-Papier gewählt worden, was allen gestellten Anforderungen entsprechen dürfte, und wodurch auch die Tafeln || zur Geltung kommen werden, wie Sie es in unserem beiderseitigem Interesse für wünschenswert halten. Wie Sie wohl bereits von Herrn Giltsch erfahren haben werden, wird dieser in den nächsten Tagen in den Besitz des neuen Papiers gelangen, sodass es sicherlich sich ermöglichen lassen wird, die Tafeln noch zu dem von Ihnen gewünschten Termin fertig zu stellen. Ein grosser Zeitverlust ist dadurch ja nicht veranlasst worden.

Was das Text-Papier anbelangt, so glaube ich, dass das von mir vorgeschlagene und von Ihnen auch gewählte durchaus allen Anforderungen entspricht.

Wenn früher unter dem verstorbenen Herrn Dr. Wilhelm Engelmann die Qualität der Papiere der von ihm verlegten Werke manches zu wünschen übrig liess, so ist das wohl zum teil darauf zurückzuführen, weil die damalige Papierfabrikation sich mit der heutigen durchaus nicht vergleichen lässt; denn die Maschinen sind wesentlich bessere geworden und die Preise dementsprechend billigere. Man kann für die damals bezahlten Papier-Preise heutzutage doppelt so gutes Papier er-||halten. Ich erlaube mir dies besonders deshalb zu erwähnen, um die von meinen Vorgängern in der Leitung der Firma befolgten geschäftlichen Grundsätze zu erklären. Früher waren die meister Verleger nicht in der Lage, anderes als das durch die damaligen deutschen Fabriken erzeugte Papier zu verwenden.

Sie dürfen versichert sein, dass es nicht in meiner Absicht gelegen hat, Ihr Werk schlechter als wie andere Werke der Jetztzeit auszustatten; im Gegenteil! mir ist sehr daran gelegen, die Herstellung gegen früher zu verbessern.

In der Hoffnung, dass Sie nach Vollendung Ihres Werkes diese Ueberzeugung gewinnen werden, verbleibe ich

in grösster Hochachtung

Ihr sehr ergebener

E Reinicke.

Herrn

Prof. Dr. Ernst Haeckel,

Jena.

P.S. Abzüge der gewähltenb Abbildungen aus Schultzes Entw. Gesch. liefert Frommann, da die betr. Cliches bereits || in seinem Besitz sich befinden. Ich bitte sehr um Entschuldigung, daß es übersehen worden ist, Ihnen Abzüge früher bereits zu liefern.

Hochachtend

ER.

a korr. aus: zugesand; b eingef.: gewählten

Brief Metadaten

ID
3001
Gattung
Brief ohne Umschlag
Institution von
Wilhelm Engelmann Verlagsbuchhandlung
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
01.04.1903
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,0 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 3001
Beilagen
Notizzettel: [Handschrift Reinickes] 4. Aufl M 75. – an Honorar f. 1500 Aufl. 5. Aufl. M 85. – an Honorar f. 1500 Aufl. [Handschrift Haeckels] Reinicke 1. Decbr 1903 Mk 85 (-90). Aufl. 1500 Mk 100 (-112). Aufl. 2000 pro Bogen
Zitiervorlage
Reinicke, Emanuel an Haeckel, Ernst; Leipzig; 01.04.1903; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_3001