WILHELM ENGELMANN LEIPZIG
VERLAGSBUCHHANDLUNG
LEIPZIG, DEN 7. November 1902
MITTELSTRASSE 2.
Sehr geehrter Herr Professor!
Es freut mich sehr aus Ihrem geschätzten Briefe vom 5ten dieses Monats, dessen Eingang ich Ihnen dankend bestätige, zu ersehen, daß Sie die Bearbeitung einer neuen Auflage Ihrer „Anthropogenie“ in kürzester Zeit in Angriff zu nehmen gedenken und dieselbe so zu fördern hoffen, daß um Ostern nächsten Jahres mit dem Satz wird begonnen werden können, wodurch Aussicht vorhanden ist, die neue Auflage etwa in Jahresfrist zur Ausgabe zu bringen.
Mit Ihren Absichten, das Werk || so umzuändern, daß es auch für weitere Kreise verständlich wird und es auch besser zu illustriren, bin ich, wie ich schon in meinem letzten Briefe bemerkte, ganz einverstanden.
Ich sehe daher Ihrer Mitteilung entgegen, ob Sie einen Teil der Figuren neu zeichnen oder sich mit der Entnahme von Kliches aus andern Werken begnügen wollen. Die Herstellung der Neu-Zeichnungen bin ich gern bereit auf meine Rechnung zu übernehmen.
Ich glaube auch, daß durch diese geplante Umarbeitung und durch Vermehrung guter und dem Inhalt entsprechender Abbildungen die weitere Gangbarkeit Ihres Werkes nicht unwesentlich gefördert werden dürfte.
Ihrem Wunsche, Ihnen zwei Exemplare der 4ten Auflage zu übersenden, komme ich hiermit gern nach und lege zugleich ein Exemplar der ersten Auflage der „Entwick-||lungsgeschichte“ von Oscar Schultze bei, da von diesem recht verdienstvollen Werke eine zweite Auflage bisher leider nicht erschienen ist.
Voraussichtlich komme ich Anfang Dezember nach Jena; sollte mir dies infolge geschäftlicher Arbeit nicht möglich sein, so hoffe ich sicher im Janner mein Vorhaben ausführen zu können.
In größter Hochachtung und
mit hochachtungsvollem Gruß
Ihr sehr ergebener
E. Reinicke
Herrn Prof. Dr. Ernst Haeckel,
Jena.