Wilhelm Keferstein an Ernst Haeckel, Göttingen, 28. Januar 1866
ZOOLOG. MUSEUM.
GÖTTINGEN.
Liebster Freund!
Mit vielem Dank für Ihren lieben Brief vom 23 d. M. habe ich Ihnen zunächst die Fragen zu beantworten, die Sie mir darin vorlegen.
Was den Etat des Museums (zoologisch zootomisches Institut) betrifft, so ist der auch gerade im Zustande der beantragten Vermehrung, doch kann bis zur Entscheidung leicht das Jahr hingehen und ich schreibe desshalb wie die Sachen zur Zeit noch stehen.
Der jährliche Etat ist = 880 Thlr. Daraus muss alles und jedes Bedürfniß des Museums bestritten werden (wenn nicht eine besondere Bewilligung vom Curatorium erfolgt). So gehen z. B. gleich 360–400 || Thlr als Besoldung für Assistenten und Präparateur (der zur Zeit auch zugleich Diener ist) ab, ferner die Summen für Heizung und Beleuchtung, für Porto (da hier nicht wie z. B. in Preußen für die Institute wenigstens doch eine beschränkte Portofreiheit existirt). Sie sehen daher dass diese Summe, wenn man den Theil berechnet der zur eigentlich wissenschaftlichen Verwendunga kommt sehr gering ist: ich muss daher eine Erhöhung auf 1200 Thlr beantragen, weiß aber noch nicht ob ich bis zu diesem Betrage damit durchkomme.
Wie das Museum in der heutigen Weise (in meinen Berichten beschrieben) eingerichtet wurden [!], mussten erst etwa 750 Thlr daran verbaut werden, um es wegen der vermeintlichen Feuersgefahr von der Bibliothek zu isoliren, für die Einrichtung von Arbeitszimmern und Auditorium wurden damals || 240 Thlr ausgegeben. Dann wurden für 760 Thlr neue Schränke usw. angeschafft und für etwa 120 Thlr die Werkstatt des Präparateurs, das dritte Arbeitszimmer usw. eingerichtet. Alle diese Summen wurden natürlich extra bewilligt. – Auch für die paläontologische Sammlung sind jetzt zur Neueinrichtung ähnliche Bewilligungen gemacht.
Die Statuten des literarischen Museums erhalten Sie morgen: ich habe bisher noch versäumt sie zu holen und kann mein Exemplar nicht finden. Genaue Nachrichten über dies Institut erhalten Sie von Henle, der seit einigen Jahren (ein recht guter) Director desselben ist.
Die Abhandlungen die Sie von mir mitnahmen behalten Sie ganz nach Belieben. Meine Frau die recht herzlich grüßt hat eben die Masern überstanden, die nun auch bald wohl über die Kinder herfallen || werden. Wir sind desshalb zur Zeit ziemlich in Quarantaine und hören von der Göttinger Welt wenig.
Mit den aller herzlichsten Grüßen in alter Freundschaft
Ihr
W. Keferstein
Göttingen
28 Januar 1866
a korr. aus: B