Keferstein, Wilhelm

Wilhelm Keferstein an Ernst Haeckel, Göttingen, 18. Dezember 1862

Göttingen 1862 December 18.

Liebster Häckel

mit dem allergrößten Dank habe ich Ihr großes Geschenk und Ihren lieben Brief vom 8. des Monats erhalten und einige Tage hingehen lassen ehe ich Ihnen die versprochenen, hier beiliegenden, Bronnschen Hefte schicke, damit Sie dies nicht als eine Art Gegengabe ansehen, zu der wie Sie ja wohl wissen ich niemals vollständig im Stande sein werde. Ihr prächtiges Werk hat mir außerordentlichen Genuß verschafft und mit Vergnügen habe ich die Anzeige geschrieben, mit deren || Abdruck es aber obwohl die dem Redacteur schon abgeliefert ist, a leicht ein paar Monat noch dauern kann.

Wie gut es mir geht wissen Sie ja und da Sie sich nun auch für denb Haushalt interessiren schreibe ich Ihnen auch dass meine Frau heute Honigkuchen gebacken hat, denn dasc erste Weihnachten im Hause rückt heran.

Sonst arbeite ich zur Zeit am Bronn, (Heteropoden, Gastropoden), für die Vorlesung und an Sipunkuliden. Diesen Winter lese ich Zoologie und dabei noch über Eingeweidewürmer und habe doch manche Stunde am Tage allein || für diese Vorlesungen zu thun, indem ich mich in Vögel und Insecten erst selbst dabei hineinarbeiten muss. Im Sommer lese ich Vergleichende Anatomie und daneben halte ich Demonstrationen im Zoologischen Museum und in beiden Semestern überdies noch ein Privatissime in Zoologie, Zootomie, auch Histologie, was aber diesen Winter nicht zu Stande gekommen ist.

Ich bewundere wie Sie so viele Collegien lesen können: das ist eine beneidenswerthe Arbeitskraft!

Ehlers geht es recht gut, er lässt Sie und Ihre liebe Frau aufs Schönste || grüßen. Er hat in Fiume nur über Würmer gearbeitet.

Über Reichert ist ja überall nur eine Stimme, darüber ärgert man [sich] garnicht mehr – ich begreife nur nicht wie Guido mit ihm auskommt.

Wie wird es denn nun mit der Leopoldina Academie? wandert sie wieder fort aus Jena oder kann sie Gegenbaur dort halten.

Leben Sie recht wohl mein liebster Freund feiern Sie ein vorzügliches Fest und bleiben Sie mir auch im neuen Jahre 1863 in Freundschaft gewogen. Meine Frau und ich selbst grüßen Ihre liebe Frau Gemahlin aufs aller Beste, ich bitte um viele Empfehlungen an Herrn Gegenbaur und bleibe stets von Herzen

Ihr

W. Keferstein.

a gestr.: es aber; b korr. aus: des; c irrtüml.: der

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
18.12.1862
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29793
ID
29793