WILHELM ENGELMANN
VERLAGSBUCHHANDLUNG.
LEIPZIG, 11. August. 1891.
KÖNIGS-STRASSE 10.
Hochverehrter Herr Professor!
Wie ich aus Ihrem werthen Briefe vom Gestrigen zu meinem aufrichtigen Bedauern ersehe, sind Sie durch einen Unfall leider behindert Ihre geplante Reise anzutreten, wodurch Sie allerdings noch Gelegenheit finden, die Revisionen Ihrer Anthropogenie zu beenden, was mir selbstverständlich ganz erwünscht ist, obwohl ich damit ganz einverstanden gewesen wäre, wenn Sie die betr. Revisionen erst nach Rückkehr von der Reise zum Abschluß gebracht hätten.
Das Lob, das Sie der Frommann’schen Druckerei resp. H. Pohle spenden, finde ich ganz gerechtfertigt. Trotzdem würde ich es mir nochmals genau überlegen, ob ich H. Pohle wieder ein Werk zur Herstellung zuweisen würde. ||
H. Pohle steht entschieden nicht ganz frei da und wird namentlich vor einem der Concurrenten des hiesigen Verlages sehr beschäftigt und beeinflusst. Diesem Einfluß ist es auch zuzuschreiben, daß der Satz Ihres Werkes anfangs nicht vom Flecke wollte. H. Pohle wird das selbstverständlich nicht zugeben, doch ist mir leider nur zu genau bekannt, wie der angedeutete Concurrent sich bestrebt, der hiesigen Firma bei ihren Geschäften Hindernisse zu bereiten!
Den von Ihnen gewählten Titel finde ich ganz zweckentsprechend. Auch den linksseitigen Titel noch wieder hinzuzufügen, würde die ohnehin schon große Fülle nur noch vermehren und halte ich es daher für richtiger davon abzusehen.
Sobald ich die Tafeln I und XX erhalte, werden Sie an Riffarth, Berlin umgehend weitergehen. Daß Giltsch mit der Herstellung der anderen Tafeln bereits beschäftigt ist und dafür sorgen wird, daß ich deren || Auflage bis Ende September erhalte, ist mir sehr angenehm zu hören. –
H. Prof. Engelmann ist gestern und heute von Ilsenburg aus, wo er sich mit seiner Familie in der Sommerfrische befindet, hier gewesen, so daß ich ihm Ihre freundlichen Grüße sofort übermitteln konnte. Er befindet sich wohl auf, dagegen ist seine Frau Gemahlin bald nach der Ankunft in Ilsenburg an einer Halsentzündung erkrankt, an der sie auch jetzt noch leidet. Wenn diese Indisposition an und für sich auch nichts bedenkliches hat, so ist sie doch für die Kranke wie für die Angehörigen recht störend. – Für Ihre freundliche Absicht lässt H. Prof. Engelmann Ihnen herzlichst danken; unter den obwaltenden Umständen würde er jedoch nicht in der Lage gewesen sein, eine Einladung anzunehmen.
Wenn Sie die Leistungen der Druckerei ehrend hervorheben, dann kann ich auch nicht unerwähnt lassen, daß vor Allem Sie es gewesen sind, der Sie dazu angespornt haben! ||
Denn fasta zugleich einen Bogen Revision zu lesen und außerdem noch weiteres Manuscript fertig zu stellen, ist auch eine Leistung, die selten ein Gelehrter in gleicher Weise wie Sie zu leisten im Stande sein dürfte. Eine Beruhigung für mich ist es, daß Sie selbst gewünscht haben, daß es so gehalten werden möchte. Daß Sie nach einer so arbeitsvollen Zeit dringend der Erholung bedürftig sind, kann ich mir sehr wohl denken und wünsche ich Ihnen daher von Herzen, daß Sie recht bald soweit hergestellt sein werden, um Ihre geplante Reise antreten zu können.
Am 15. dieses gedenke ich auch eine vierwöchentliche Erholungsreise anzutreten; da ich ins Gebirge, Vogesen und Schwarzwald, will, so hoffe ich besonders auf gutes Wetter. Geschäftlich geht Alles während meiner Abwesenheit seinen geordneten Gang weiter.
In aufrichtiger Hochschätzung verbleibe ich
hochachtungsvoll grüßend
Ihr
sehr ergebener
E. Reinicke.
Herrn
Prof. Dr. E. Haeckel
i/ Jena.
a eingef.: fast