WILHELM ENGELMANN
VERLAGSBUCHHANDLUNG.
LEIPZIG, 22. Mai. 1891.
KÖNIGS-STRASSE 10.
Hochverehrter Herr Professor!
Mit Ihrem geschätzten Briefe vom Gestrigen, für den ich verbindlichst danke, erhielt ich heute gleichzeitig einen Brief der Frommann’schen Druckerei a, worin H. Pohle mir das gleiche Märchen wie auch Ihnen mittheilte, daß die wenigen neuen Figuren erst hätten aufgeklotzt werden müssen. H. P. scheint dabei anzunehmen, daß uns die Geringfügigkeit der angegebenen Arbeit ganz unbekannt sei. Hier wäre das in 2-3 Tagen erledigt worden. Der Grund liegt leider tiefer, wie ich Ihnen im Vertrauen sagen kann, H. P. hat sich durch die Concurrenz der Firma Wilhelm Engelmann bestimmen lassen, andere Aufträge zu bevorzugen und dafür die uns gegebenen Versprechungen und Zusicherungen außer Acht zu lassen. Das zeigt von wenig ehren-||werther Gesinnung, so daß ich es jetzt noch mehr als zuvor bedaure, H. P. die Herstellung Ihrer Anthropogenie übertragen zu haben.
Ich glaube die Schwierigkeiten werden auch jetzt noch nicht beseitigt sein, wenigstens messe ich den jetzt gegebenen Versprechungenb keinen Glauben mehr bei, nachdem die früheren nicht gehalten worden sind.
Die zwei Galvanos von figg. in der Münchener Medicinischen Wochenschrift habe ich bestellt.
Ihre Mittheilung, daß Ihr Manuscript zu Zweidrittel fertig ist, freut mich sehr zu hören, doch was hilft das Alles, wenn die Druckerei uns in so treuloser Weise sitzen lässt.
Nehmen und drängen Sie H. P. nur recht energisch, wenn ich darum bitten darf, denn dadurch allein, werden wir vorwärts kommen.
In aufrichtiger Hochschätzung verbleibe ich
hochachtungsvoll grüßend
Ihr
sehr ergebener
E. Reinicke.
Herrn
Prof. E. Haeckel
i/ Jena.
a gestr.: ein; b eingef.: Versprechungen