WILHELM ENGELMANN
VERLAGSBUCHHANDLUNG.
LEIPZIG, 20. Mai. 1891.
KÖNIGS-STRASSE 10.
Hochverehrter Herr Professor!
Die Frommann’sche Buchdruckerei betreibt den Satz der neuen Auflage Ihrer Anthropogenie in einer so lässigen Weise, daß Sie gewiß es jetzta ebenso, wie ich bedauern werden, sie damit betraut zu haben. Seit dem 8. Mai, wo ich einen Abzug des 3. Bogens empfing, habe ich keinen Abzug eines weiteren Bogens erhalten. Das ist doch wahrlich ein starkes Stück und kann selbst den ruhigsten Menschen in Aufregung bringen, namentlich wenn Sie in Betracht ziehen, daß Frommann das Versprechen gegeben hat, wöchentlich 4 Bogen zu liefern und dafür zu sorgen, daß der Satz bis Anfang August fertig vorliegt. Diese Verzögerung ist mir umso unbegreiflicher, da sowohl Figuren, wie Text zum 1. Theil schon Ende April fertig vorlagen, als ich Sie in || Jena besuchte, also schlechterdings eine Verzögerung Ihrerseits nicht gut denkbar ist.
Ich habe daher soeben an Frommann einen geharnischten Brief geschrieben, der hoffentlich sein Wirkung nicht verfehlen wird. Hier in Leipzig wäre eine derartige Verzögerung nicht ausführbar, in Jena scheint man jedoch zu meinen, daß wenn man nicht täglich und stündlich Controlle übt, der gute Wille für die That genommen werden müsse. Versprochen hat man Alles mündlich, wie schriftlich, gehalten nicht den zehnten Theil. Auf diese Weise kann es nicht weiter gehen!
Da ich durch die weite Entfernung die Controlle nicht in der gewünschten Weise üben kann, möchte ich Sie freundlichst bitten mitb darauf zu achten, daß die Druckerei ihren Verpflichtungen nachkommt und ihr || auch eine energische Mahnung zugehen zu lassen. An rechtzeitiger Fertigstellung des Satzes bis zu dem gen. Termine ist Ihnen doch auch sehr viel gelegen.
Mit der Bitte diese Interpellation gütigst zu entschuldigen, verbleibe ich
In aufrichtigster Verehrung
Ihr
sehr ergebener
E. Reinicke.
Herrn
Prof. E. Haeckel
i/ Jena.
a eingef.: jetzt; b eingef.: mit