Ernst Krause (Carus Sterne) an Ernst Haeckel, Berlin, 8. Februar 1877
Berlin N. O. Friedenstraße 10. I.
den 8.2.77
Lieber Freund!
Tausend Dank für Ihre freundlichen Zeilen, u. herzliche Wünsche für Ihre Frühlingsfahrt an’s Mittelmeer! Ich habe den Februar u. März einmal in Oberitalien verlebt u. das ist mir so unvergeßlich, daß mir jedes Jahr um diese Zeit Zugvögelgefühle kommen, die mir wie Rheumatismus in den Gliedern liegen, bis Frühling u. Zugvögel bei uns angelangt sind. Zweck meines heutigen Schreibens ist, Sie herzlich zu bitten, daß Sie ja Ihres freundlichen Versprechens gedenken, uns noch vorher für den Kosmos einen kleinen Beitrag zu geben. Die Bathybius-Frage ist sehr brennend geworden; der Schimmer von Hoffnung, den Whyville Thomson den Leuten göttlicher Abstammung gemacht, daß diese Quelle alles Übels nicht existire, macht sie sonst übermüthig, so wenig damit für sie gewonnen wäre.
Sollten Sie an der Riviera die Ponente Herrn || Professor Straßburger begegnen, so könnten Sie uns sehr glücklich machen, wenn Sie auch bei ihm ein gutes Wörtchen für uns einlegten. Vielleicht ließe er sich bereit finden in einer Serie von Aufsätzen die Stellung der Rhizokarpeen, Lycopodiaceen, Coniferen, Gnetaceen, Cycadeen u. s. w. zur Schöpfungsfrage populär zu behandeln? Oder seine Protoplasma-Studien?
Vor allem wünscht Ihnen die vollkommenste Erfrischung u. gnädige Enthaltsamkeit des Jupiter pluvius!
Ihr
treu ergebener
Ernst Krause