DR. PHIL. W. A. KRANNHALS
LÜBECK.
5.III.1917.
Hochverehrter Herr Doktor!
Heute zu Ihrem 60. Doktorjubiläum darf ich Sie nach lange Schweigen vielleicht so begrüssen und Ihnen die herzlichen Gedanken und die Verehrung übermitteln, die meine Frau und ich für Sie und Ihr Werk hegen. Empfangen Sie den Ausdruck unserer Freude, dass Sie diesen Tag noch in einer Zeit erleben dürfen, die vielleicht die grösste aller Zeiten unseres Volkes ist. Gestatten Sie einem bescheidenen Dichter Ihnen in dem auf den Innenseiten dieses Blattes verzeichneten Strophen seine Bescheidene Huldigung darzubringen und nehmen Sie die kleinen Bändlein als einen Ausdruck der Zeit und der Dankbarkeit die wir für Sie hegen!
Dr. W. A. Krannhals,
und Frau Käthe geb. Schnuse.a ||
Ernst Häckel
Zum 60. Doktorjubiläum
Im 3. Kriegsjahre 1917.
Im Kampf ums Dasein gegen eine Welt,
Die sich dem hohen Schwunge will verschliessen,
Steht Deutschland einsam, nur auf sich gestellt,
Und auf die Kräfte, die aus seinen Söhnen fliessen,
Die hoch im Geiste, der nach Wahrheit strebt
Sich in den Strom, des weiten Alls ergiessen,
Das einzig schwingend im Gesange lebt
Der Sphären, die uns strahlend grüssen.
*
Wer also seinem Volke frei als Führer steht,
Aufsteigend aus des Wissens reichem Strome,
Wer hohen Sinnes nach den Fäden späht,
Die schwingend in der Welten hohem Dome
Das Sein und Werden Knüpfen, eng und stet,
Wer aus der Erde, die uns Mutter ist,
Die Kraft erweckt zum heilig hehren Werke,
Dass sie dem Geist verbunden sich vermisst,
Der Welt zum Trotz zur Sonne aufzustreben,
Der ist des eignen Volkes eigne Stärke,
Ist Schöpfer ihm und Hüter seinem Leben!
Lübeck März 1917
W A Krannhals.
a egh.: und Frau Käthe geb. Schnuse.