Karl Krall an Ernst Haeckel, Weimar 8. Mai 1905
Sehr geehrter Herr Professor!
Zwar gehöre ich schon seit meinem 14ten Jahre u. das ist schon recht lange her, – zu Ihren Anhängern und Bewunderern u. hätte mir längst das Vergnügen u. den Vorzug Ihrer persönlichen Bekanntschaft gewünscht, unterdrückte diesen Wunsch aber bisher, da ich zu gut weiß, wie sehr Ihre Zeit in Anspruch genommen ist.
Nun bin ich aber seit längerer Zeit mit einer größeren Arbeit beschäftigt, die die Stellung von Naturwissenschaft u. Religion zu einander, ich möchte sagen, von der ökonomischen Seite aus behandelt.
Es haben sich nun einige Punkte von größerer Schwierigkeit ergeben, bei denen mir Ihre Meinung von bedeutendem Werte || sein muß.
Da ich augenblicklich in Weimar weile, um den Manen unseres großen Schiller zu huldigen, so möchte ich die dringende Bitte an Sie, hochzuverehrender Herr Professor, richten, Sie im Laufe des kommenden Mittwoch (übermorgen) aufsuchen zu dürfen; ich werde mich bemühen, Ihre Zeit nicht zu lange zu beanspruchen.
In der Hoffnung, Sie in bestem Wohlsein anzutreffen, verbleibe ich mit hochachtungsvollen Grüßen
Ihr ganz ergebener
C. Krall
aus Elberfeld.
Z. Z. Weimar, 8./V.05.
Hotel zum Elephanten.