Wilhelm Engelmann an Ernst Haeckel, Leipzig, 12. Januar 1876
WILH. ENGELMANN
LEIPZIG
Leipzig, 12. Januar 1876.
Mein verehrter Herr und Freund!
Schon längst war es meine Absicht zu Ihnen zu kommen um über eine 3te Auflage Ihrer Entwickelungsgeschichte zu sprechen. Allein vor 2½ Monaten hatte mein Bruder zwei Schlaganfälle und seit dieser Zeit liegt er unrettbar darnieder, da sich nun auch ein Rückenmarksleiden eingestellt hat, was seine geistige und körperliche Thätigkeit noch mehr geschwächt hat. Ich wäre nun schon selbst zu Ihnen gekommen allein ich fürchte eine Erkältung, die ich doch gern vermeiden möchte, so daß ich für das Erste doch lieber an Sie schreiben möchte.
Nach Erscheinen Ihres Buches sind ca 1½ Jahre verflossen und || von den beiden Auflagen von 4500 Exemplaren sind ca 4000 fort, ca 500 schweben noch und sind auf Lager. Ehe diese aber verkauft sind, kann leicht noch ein Jahr hingehen, und dies scheint mir doch noch lange.
Da nun die neue Auflage wohl große Veränderungen erleiden wird, so möchte ich Ihnen den Vorschlag machen nicht erst zu warten bis die letzten Exemplare, über die wir uns leicht verständigen werden, verkauft sind.
Teilen Sie mir doch gütigst Ihre Ansichten hierüber mit, und könnte dann im Herbst die neue Auflage erscheinen, so wäre dieß gewiß auch in Ihrem Sinne.
In freundschaftlicher Verehrung grüßt Sie herzlich
Ihr
ergebener
Wilh. Engelmann.