Beim Schlusse des Jahres muss ich Dir doch einige Zeilen schicken um für deinen Brief vom 25. Mai zu danken und Dir und den Deinigen ein gutes und glückliches Neujahr wünschen.
Im verlaufenen Jahre habe ich die 70 Jahre überschritten, und zum 1. September 1902 werde ich wegen meines Augenleidens meine Stellung bei der Veterinär- og Landbohöjskole verlassen, bei welcher ich nun 44 Jahre angestellt war aber leider in den letzten 20 Jahren wegen meines schlechten Sehens nur dürftig habe arbeiten können. Ich habe es doch übrigens gut und behalte noch einige Beschäftigung als Censor bei dem medicinischen Examen und als Lehrer bei der militären Reitschule und der Kunstakademie.
Meine beiden ältesten Söhne sind glücklich || verheirathet, und die Familie ist mit drei Enkeln (2 Mädchen und einem Knaben) vergrössert worden. Der nächstälteste, der an verschiedenen Neuralgien litt, kam diesen Sommer von einer halbjährlichen Reise (nach Ceylon, China, Japan und Wladiwostok) etwas gebessert zurück.
An meiner Stelle bei der Veterinärschule wird mein jetziger Assistent Dr. Paulli (Enkel vom Anatomen Ludwig Jacobson) angestellt. Er so wie auch der frühere Assistent Dr. Boas – der jetzt Lehrer der Zoologie bei unserer Anstalt ist – haben längere Zeit bei Gegenbaur in Heidelberg gearbeitet. Ich habe mit grossem Interesse so wohl Gegenbaurs wie auch Köllikers Autobiographien gelesen (d. h. von meiner Frau vorlesen lassen). Deine Reisebriefe aus Java sind mir leider nicht zu Gesicht gekommen.