Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Kopenhagen, 21. August 1899

Monradsvej 19

Kopenhagen F.

21. August 1899.

Lieber Häckel!

Im vergangenen Winter warst Du so freundlich mir ein Heft deiner schönen Abbildungen „Kunstformen der Natur“ zu schicken, wofür ich bestens danke. Vor kurzem traf ich in einer hiesigen Zeitung eine sehr wohlwollende Anmeldung desselben Werkes, wovon ich einen Ausschnitt beilege. Zugleich schicke ich einea allerdings nur kleine und dürftige Kopie eines sehr grossen und vorzüglichen Bildes von Maler Kröyer, Adoptivsohnes des Zoologen Henrik Kröyer. Es stellt eine Abend-||sitzung vor in der hiesigen Gesellschaft der Wissenschaft, und das Bild ist jetzt im neuen Gebäude der Gesellschaft angebracht, welches der Carlsberg-Fond hat aufführen lassen. Rechts am Bilde steht Steenstrup und hält einen Vortrag, und rechts hinter ihm im Hintergrunde steht Boas. Der zweite links von Steenstrup am Tische sitzend stellt meine Wenigkeit vor; obgleich es sehr ähnlich sein soll, wirst Du meinen Kahlkopf (im Profil) doch vielleicht schwer wiedererkennen. Gerade in der Mitte des Bildes, ganz im Vordergrunde, sitzt der Botaniker Warming, den linken Ellenbogen auf dem Tische stützend. Auf der linken Hälfte des Bildes, links vom Armleuchter, || sitzt mitten am Tisch der Praesident, der Chemiker Julius Thomsen, neben ihm der Kronprinz (Ehrenmitglied) und neben ihm weiter links Prof. emer. Zoologia Lütken.

Boas wurde denn nicht Lütkens Nachfolger als Universitätsprofessor der Zoologie, sondern Jungersen. Boas ist unstreitig derjenige der hiesigen Zoologen, der das Bedeutentste [!] für die Wissenschaft geleistet hat, aber sein übermüthiges Auftreten hat ihm viele persönliche Feinde und eine starke Opposition verschafft. Er bleibt also bei der Veterinär- og Landbohöjskole, wo seine Stellung, wenn auch weniger hervorragend als bei der Universität, doch in oekonomischer Beziehung || wenigstens ebenso vortheilhaft ist.

Meine Reise nach Island vor zwei Jahren hat einen sonderbaren [!] Nachspiel gehabtb. Ich machte auf der Hinreise die Bekanntschaft eines oesterreichischen Freiherrn v. Jaden, der sich in Reykjavik mit einer schönen Isländerin verlobte und vor einigen Tagen dieselbe hier in Kopenhagen heirathete, wobei ich als Trauungszeuge fungiren musste.

Im März dieses Jahres hatte mein nächstältester Sohn, im isländischen Ministerium angestellt, Hochzeit.

Neulich war ich mit meiner Frau einige Tage im schönen und warmen Sommerwetter auf der Insel Samsö, jetzt ist die Ferie aber bald zu Ende.

Mit herzlichem Grusse dein alter Freund

H. Krabbe.

a korr. aus: ein; b korr. aus: ha

Brief Metadaten

ID
29224
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Dänemark
Entstehungsland zeitgenössisch
Königreich Dänemark
Datierung
21.08.1899
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,0 x 20,5 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 29224
Zitiervorlage
Krabbe, Harald an Haeckel, Ernst; Kopenhagen; 21.08.1899; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_29224