Harald Krabbe an Ernst Haeckel, Reykjavík, 24. Juni 1863
Reykjavik, d. 24. Juni 1863.
Lieber Freund!
Deinen Brief, der mich sehr erfreute, erhielt ich vor einigen Tagen hier mit dem Dampfschiffe; er war in Kopenhagen am Tage nach meiner Abreise am 8ten Mai angelangt. Da Du leider nicht Dänisch verstehst, würde es Nichts nützen, Dir ein Rundschreiben mit einer ausführlicheren Reisebeschreibung, das ich nach Kopenhagen sende, zu schicken. Ich muß mich daher damit begnügen, Dir zu erzählen, daß ich nach einer glücklichen 11tägigen Dampfschiffahrth [!] hier anlangte. Unterweges war ich in Edinburgh einen Tag, und traf da zu meiner großen Freude den Cowan, der vor einiger Zeit aus Ostindien zurückgekommen war. Auf den Faröer war ich auch einen Tag. Hier bin ich nun 5 Wochen gewesen und bereite mich zur Reise durchs Land gegen Norden; die Vorbereitungen bestehen darin, 4–5 Pferde zu kaufen, Führer für die a ganze Reise zu engagiren, nebst einem || Zelt aus andern Weitläuftigkeiten. Von der Reise bin ich bisher sehr befriedigt. Ich habe über 30 Hunde und 20 Katzen untersucht und die Taenia Echinococcus 5mal bei den Hunden zu Tausenden gefunden. Uebrigens habe ich meist Seevögel (mehr als 100) auf Eingeweidewürmer untersucht. Kalt ist es allerdings hier, aber dafür hat man in dieser Zeit keine eigentliche Nacht; die Sonne geht erst um 10½ unter, und ich habe noch nach 11 Uhr das Mikroskop benutzen können. Das Frühjahr hat erst seit 14 Tagen hier begonnen, und die reizende Alpenflora mit Dryas, Saxifragen, Salices u.s.w. erscheint allmählich. Deinen Wunsch, den Meeresschlamm betreffend, werde ich zu erfüllen suchen.
In alter Freundschaft
Dein
H. Krabbe.
Im Oktober hoffe ich wieder in Kopenhagen zu sein.
a gestr.: O