Hermann Freiherr von Königsbrunn an Ernst Haeckel, Graz, 26. September 1882
Gratz 26/9 82.
Hochverehrter Freund!
Ich habe die Zeit meines Landaufenthaltes verstreichen lassen ehe ich Ihr letztes freundliches Schreiben beantworte in der Voraussetzung, daß sich inzwischen vielleicht die Frage entscheiden wird, ob Herr Keller Leutzinger für die Publikation Ihres Ceylon-Werkes gewonnen werden konnte.
War dieß der Fall, so muß es mich natürlich interessiren zu hören, wie weit dieser Gegenstand vorgeschritten ist.
Wenn es mir auch in künstlerischer Beziehung leid thut, daß sich Herr Kröner nur auf verhältnißmäßig kleine Holzschnitte einläßt, die meine größeren Kohlenzeichnungen unmöglich in der vollendeten Ausführung bringen können, wie ich dieß gerne gesehen hätte, so ist doch anderseits Closs eine sichere Bürgschaft, daß immerhin ganz Vorzügliches geschaffen werden wird. ||
Dann interessirt mich in 2ter Linie zu erfahren, ob Herr Keller die projektirten Bilder vorherrschend nach Ihren Aquarellen und Photografien auszuführen gedenkt? Letztere geben freilich einen sehr exakten Anhaltspunkt für die Form schließen aber zum Theil gerade das aus, was den Bildern den künstlerischen Reiz verleiht.
Sei es nun wie immer, so stehe ich falls hochverehrter Freund nach wie vor auf meine Mitwirkung reflectiren, freudig zu Ihren Diensten mit meinen bereits fertigen größeren Kohlezeichnungen sowohl, als eventuell mit kleinern für den Holzschnitt direkt anzufertigenden Bildern, so weit mir die Zeit dazu es erlaubt, sowie || mit meinem ganzen Materiale überhaupt, falls Herr Keller sich dazu verstehen wollte darin Anhaltspunkte für seine Arbeit zu suchen.
Die materielle Frage soll keine Hinderniße oder Schwierigkeiten bereiten und überlaße ich ganz und gar Ihrer freundschaftlichen Gesinnung. Ich bin mit dem zufrieden was den Umständen gemäß gethan werden kann, reflectire überhaupt nur als unbemittelter Familienvater auf ein Honorar, sondern finde für mich persönlich in der Ehre zu dem Werke eines so hervorragenden Mannes einiges beizutragen zu können und zu dürfen meine weit aus größere Befriedigung. Mit höflichen Empfehlungen von Seiten meiner Frau zeichnet mit ausnehmender Verehrung ergebenst
Bon Königsbrun