Kölliker, Albert von

Albert Kölliker an Ernst Haeckel, Würzburg, 3. April 1865

[Nachträgliche Zeichnung Haeckels mit Schriftband: „Heter och eene Zeugung!“]

Würzburg 3. April 65.

Lieber Häckel!

Ich habe in diesen Tagen viel mit Bezold über Sie conferirt und werden Sie von demselben Ausführlicheres hören. Auch möchte ich Ihnen selbst sagen, daß ich von ganzem Herzen wünsche, daß Sie hierher kommen und daß Senat und Ministerium die Anträge der philosophischen Facultät die Sie durch Schenk kennen , annehmen. Ich meinerseits werde alles thun, um Ihnen Ihre Stellung hier angenehm zu machen. Vergleichende Anatomie könnten Sie auf jeden Fall abwechselnd mit mir lesen und im Museum schalten, wie Ihnen beliebt. Auch sonst würde auf der Anatomie Manches für Sie sich bieten, da der Prosector Dr. Eberth und ich doch nicht alle Bedürfnisse zu decken im Stande sind. So bald von hier Weiteres bekannt ist, schreibe ich Ihnen wieder, inzwischen glauben Sie an meinen besten Willen. ||

Ihre Entdeckungen an Carmarina hastata haben mich höchlichst interessirt und erfreut. Haben Sie Recht, wie ich hoffe, so ist die wichtigste Entdeckung seit langem Ihnen gelungen und freue ich mich ganz speciell mit Ihnen, da dann auch eine heterogene Zeugung zu Ehren kommt und zum ersten Mal durch eine schlagende wirkliche Thatsache belegt wird und aus dem Gebiete des Wahrscheinlichen und Möglichen herauskommt. –

Eben hat der Stich der Tafeln zur 2. Lieferung meiner Icones begonnen, der die Bindesubstanz der Coelenteraten enthält. Wäre es möglich von Ihnen eine Abbildung des Knorpelgewebes zu erhalten, das Sie bei gewissen Medusen fanden, so wäre ich Ihnen sehr dankbar. Ich habe bis jetzt nichts der Art gesehen d. h. Zellen mit Zwischensubstanz. –

Für die gesandten Polypen danke [ich] bestens und werde ich Ihnen später die Namen aller Species senden.

Mit freundlichem Gruße

Ihr

A. Kölliker

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
03.04.1865
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 28904
ID
28904