Zu Ihrem Geburtstage sende ich Ihnen in alter Anhänglichkeit meine herzlichsten Glückwünsche. Beifolgende kleine Gabe bitte ich ihres zoologischen Interesses wegen von mir anzunehmen. Es ist die naturgetreue Büste des weiblichen || Gorillas, der 7 Jahre lang im hiesigen zoologischen Garten gelebt hat, und von einem hiesigen Künstler nach dem Leben modellirt worden ist.
Hoffentlich sind Sie wohlauf und verleben Ihren Geburtstag in altgewohnter Frische. Wie gern würde ich wieder einmal nach Jena kommen und Sie aufsuchen. Meine hiesige Thätigkeit hat mich aber bis jetzt zu Reisen wenig kommen lassen. Nun bin ich glücklicherweise mit der Einrichtung || meines neuen Institutes und Museums so weit vorangeschritten, daß ich mir in diesem Frühling eine Erholung gönnen kann. Ich beabsichtige mit meinen Kindern an die Adria zu gehen und dort etwas zoologisch zu arbeiten. In den letzten Jahren bin ich zu eigenen Arbeiten fast gar nicht gekommen, nun soll das aber anders werden. Ich muß auf jeden Fall suchen die in Preußen leider einmal übliche Überbürdung der Professoren mit Verwaltungssachen etwas zu reduciren. Andernfalls hat mir ja der Bau und die Schaffung eines neuen Museums auch manche Freude gemacht. Seitdem das Museum dem || Publikum geöffnet worden ist, haben wir an jedem Besuchstage 500–700 Personen zu verzeichnen. Besonders anziehend wirkt die biologische Ausstellung und die Durchführung einer Anordnung nach descendenztheoretischen Prinzipien. So haben wir Schränke mit Beispielen von Schutzfärbung, Mimicry, Geschlechtsdimorphismus etc. Wie würde ich mich freuen, wenn ich Ihnen alles das einmal vorführen könnte!