Kühne, Willy

Wilhelm Kühne an Ernst Haeckel, Heidelberg, 25. September 1871

Heidelberg 25 September 71.

Mein lieber Haeckel

Soeben in den Besitz Deines Briefes gelangt, für den ich bestens danke, habe ich sofort an den jungen de la Rive geschrieben. Derselbe wird, wie ich denke, in den letzten Tagen des October bei Euch eintreffen, nacher sich jedoch wohl direct mit Dir || in Verbindung setzen. Ihr solltet versuchen aus dem jungen Genfer, wenn er anders das Zeug dazu hat, einen würdigen Nachfolger für Claparède zu machen. Hoffentlich habe ich auch Deine Meinung getroffen, in dem ich de la Rive empfahl später auch zu Max Schultze zu gehen.

Von Deiner Berufung nach Wien hatte ich gehört und mich s. Z. sehr gefreut, daß Du der Verlockung || widerstanden. Es ist bewunderungswürdig, wie das kleine Jena es versteht seine Leute zu fesseln: in Berlin und in ganz Preußen könnte man daraus lernen. Dein Platz wird indessen doch eines Tages dort sein.

Was mich betrifft, so bin ich hier sehr zufrieden: ich werde das Laboratorium durch einen Anbau beträchtlich erweitern und finde für alle meine Pläne bereitwillige Unterstützung. ||

Binnen Kürze werde ich meine Arbeiten über Protoplasma vom Stapel lassen: es steckt darin mehr, als Du u. Huxley annehmt. Gern möchte ich einmal mich mit Dir über diese Dinge aussprechen, aber der Omnibus in Apolda hat sich bisher immer als ein Hinderniß für mich nach Jena zu gelangen, entgegengestellt. Es wird mir hoffentlich gelingen dasselbe eines Tages zu überwinden.

in alter Freundschaft

Dein Kühne

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
25.09.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 28351
ID
28351