Berlin 2/3 64.
7. Neustädter Kirchstrasse.
Mein theurer Freund!
Erst durch Herrn Engelmann erfuhr ich soeben von dem schrecklichen Unglücke, das Dich betroffen. Ein so sinnloses Schicksal läßt mich den Gedanken an Worte banalen Trostes weit von mir weisen, aber Bedürfniß ist es mir, Dir, mein lieber Häckel, zu sagen, wie aufrichtig ich das traurige Ereigniß mit Dir empfinde. Mitleid ist ein schlechter Trost, und doch möchte ich hinzufügen, daß wir Alle den || tiefsten Antheil an Dir nehmen. Zugleich hoffen wir aber Alle, Du werdest die Energie finden den harten Schlag zu verwinden.
Die lange Zukunft vor Dir, das, was Du bis heute geschafft, Dein Kopf und Dein Wissen verpflichten Dich, uns bei unserer Arbeit nicht zu verlaßen! So hoch ist das Ziel, daß auch die geheiligste Empfindung, Dich nicht abhalten darf, es im Auge zu behalten. Wir können Keinen in unserer Thätigkeit mißen.
In aufrichtigster Freundschaft
Dein
W Kühne