Franz Leydig an Ernst Haeckel, Würzburg, 31. Dezember 1892
Würzburg, 31. Dezbr. | 1892
Verehrter und lieber College!
Hiermit melde ich den richtigen Empfang der zwei Schriften, welche Sie die Güte hatten mir zukommen zu lassen. Ich habe sie natürlich mit großem Interesse gelesen und statte verbindlichsten Dank ab.
Das „Glaubensbekenntniß“ legt in der klaren Weise, welche Ihnen eigen ist, den Gedankengang des || Naturforschers der Gegenwart über erste und letzte Fragen der Erscheinungswelt dar und wird gewiß in vielen Kreisen, zustimmenden und gegnerischen, alle Beachtung finden. Das Ende der Schrift hat eine etwas optimistische Färbung, während ich „l’infinite vanitá del tutto“ mir nicht aus dem Sinn schlagen kann.
Bezüglich des Plankton habe ich von Anfang an vermuthet, daß Ihre Ansicht die richtige || sein möge und freue mich nun der jetzigen Bestätigung. (Im Fall Ihnen meine „Naturgeschichte der Daphniden, 1860“ zur Hand sein sollte, bitte ich zB. Satz 2, S. 153 aufzuschlagen, wo ich längst auf die Bedeutung der Entomostraca der Fischnahrung hingewiesen habe.)
Mit den besten Glückwünschen zum neuen Jahr und herzlichen Grüßen
Ihr
ergebenster
F. Leydig.