Arnold Lang an Ernst Haeckel, Zürich, 25. November 1908
ZOOLOGISCH-VERGL. ANATOMISCHES LABORATORIUM
BEIDER HOCHSCHULEN
ZÜRICH.
am 25. XI 1908
Verehrter und lieber Lehrer und Freund,
ich konnte gestern nicht schreiben, da ich zur Teilnahme an der Beerdigung einer Tante verreist war. Heute nun soll meine erste Betätigung die sein, Ihnen vorläufig meinen wärmsten Dank auszusprechen. Ihr Brief mit der Mitteilung des Beschlusses des Senates war für mich eine gewaltige Ueberraschung. Dass mich der Senat in erster Linie vorgeschlagen hat, obschon oder vielmehr trotzdema er nicht an meine Berufung denktb, ist für mich die höchste Ehre, die mir wiederfahren c und die grösste Freude die mir bereitet werden konnte. In erster Linie als Nachfolger Haeckels vorgeschlagen!!
Ich will versuchen dafür besorgt zu sein, dass mir die Ehre nicht || allzusehr in den Kopf steigt. Schon jetzt bin ich immerhin nüchtern genug, um einzusehen, dass ich die ausserordentliche Auszeichnung nur zum Teil meinen Leistungen verdanke, zum grossen Teil Ihrem persönlichen Wohlwollen, Ihrer Freundschaft, der milden Beurteilung meiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Gewiss hat auch die Freundschaft dazu beigetragen, mit der mich manche Mitglieder des Senates beehren. Haben Sie vorläufig tausend Dank!
Mit herzlichem Gruss
Ihr stets in Verehrung ergebener
Arnold Lang
a eingef. mit Einfügungszeichen: oder vielmehr trotzdem; b eingef. mit Einfügungszeichen: denkt; c gestr.: konnte