Arnold Lang an Ernst Haeckel, Zürich, 29. Oktober 1890
Zürich 29 Oktober 1890.
Verehrter Lehrer!
Es war für uns allerdings eine sehr sehr grosse Enttäuschung, als wir damalsa Ihren lieben Brief mit dem Poststempel Jena erhielten, denn ein Besuch von Ihnen ist für uns lauter Sonnenschein. Wir müssen uns nothwendig auf das nächste Mal vertrösten.
Dann aber werde ich im Nothfalle nicht davor zurückschrecken, mich des Polizeihauptmanns Fischer zur Sicherung Ihrer Person zu bedienen. ||
Die Holländer Ehrenbezeugungen haben mich riesig gefreut.
Das Lehrbuch geht langsam einer neuen Lieferung entgegen.
Gott sei Dank, dass jetzt unser Institut ganz eingerichtet und dass nun alles hübsch beisammen ist.
In Assistentennöthen kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich habe zwar einen jungen Mann im Laboratorium vom Schlage Weissenborns, der sehr passend wäre, aber er kann besonderer Verhältnisse || halber Zürich nicht aufgeben, was er ausserordentlich bedauert.
Mit einer weiblichen Assistentin ist Ihnen wohl doch nicht gedient, sonst könnte ich Ihnen ein Fräulein empfehlen mit allen innerlichen Tugenden und allen äusserlichen Fehlern!!
Im nächsten Frühjahr wird die Familie Lang Zuwachs bekommen! ||
Bald schreibe ich Ihnen wieder, aber ausführlicher! Ich bin mitten im turbulenten Semesteranfang.
Meine Frau, Rosa Lilia und Ihr alter treuer Schüler werfen sich vor Ihnen in den Staub und wir verbleiben in dieser Stellung bis Sie selbst kommen uns aufzurichten.
Tausend Grüsse von
Ihrem getreu ergebenen
Arnold Lang
a mit Einfügungszeichen eingef.: damals