Karl Gude an Ernst Haeckel, Magdeburg, 12. November 1882
Magdeburg, den 12 Nov. 82
Lieber Freund!
Vor einigen Tagen ist mir der letzte Deiner indischen Reisebriefe zugesandt worden. Ich sage Dir für die ebenso angenehme wie lehrreiche Lektüre dieser Briefe meinen herzlichen Dank. Sie gehen hier von Hand zu Hand, und mehr als einmal hieß es: ist noch kein Brief wieder angekommen? Auch Damen thaten solche Nachfragen. Sicherlich wird Dein Werk über Indien Epoche machen, aber auch manche Stunde zur Herstellung in Anspruch nehmen, Dir jedoch eine angenehme Arbeit sein.
Von meinen „Erläuterungen“ sende ich Dir die eben erschienene neue Auflage des letzten Theils zu. Ich habe die „Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter“ beigelegt, da ohne diese Grundlage die Lektüre des 5. Theils ziemlich fruchtlos sein würde. Ich hoffe, daß Dein Töchterlein jetzt schon die „Erläuterungen“ verstehen wird, und würde mich ungemein freuen, wenn Du sie mit Deiner lieben Frau nächstens mit nach dem Kaiserhof in Magdeburg brächtest.
Also auf baldiges Wiedersehen und mit herzlichem Gruß
Dein
K. Gude.