Eggeling, Heinrich von

Heinrich von Eggeling an Ernst Haeckel, Jena, 14. April 1897

Jena 14 April 1897.

Lieber Freund!

Für Ihren heute eingetroffenen Brief herzlichsten Dank, desgleichen für die Karte aus Amalfi!

So sehr mich die Nachricht erfreute, daß Sie eine schöne und erfolgreiche Reise hinter sich haben, so betrübte mich die andere Nachricht, daß das Befinden Ihrer Frau Gemahlin viel zu wünschen übrig ließ. Von ganzem Herzen wünsche ich, daß der Aufenthalt in Nervi Ihrer lieben Frau recht gut thun möge und daß sie dauernd Gewinn für ihre Gesundheit von diesem Aufenthalte hat! Bitte, sprechen Sie ihr meine innigsten Wünsche und die freundlichsten Grüße aus. –

Leo Schulze hat sich noch nicht sehen lassen und ich weiß nicht, ob er bereits heimgekehrt ist. Ich freue mich sehr, daß Sie nach dem „lieben“ Jena nun bald zurückkehren werden; ich hatte schon gefürchtet daß Sie ob all der || erquicklichen Eindrücke, welche Italien Ihnen bot, in der früheren Zuneigung nachgelassen hätten; aber die alte Liebe rostet nicht!! –

Ob Ihre Plankton-Sendung bereits eingetroffen ist, weiß ich nicht. Gestern war ich im Institut, um Kükenthal bezw. Römer wegen des Geographentages zu sprechen. Ueberall wurde gescheuert, so daß wir nur in der Bibliothek einen Sprechraum fanden. –

Sie werden mein Bedauern, daß Sie nicht zur Geographenwoche hier sind, kaum theilen; denn ich weiß, daß Sie ebenso wenig, wie ich, ein Freund von derartigen Festlichkeiten sind, zwischen denen und dem Vogelschießen doch leicht ein tertium comparationis zu finden ist, das uns Beide nicht erfreut. Ich erwarte meinen Vetter Gerland zu Gaste und werde Einiges mitmachen, nicht aber das Festmahl und den Commers, sicher auch nicht an dem Festtheater in Weimar (Meistersinger) theilnehmen. –

Ob der Großherzog kommen würde, scheint noch || zweifelhaft zu sein. Herr von Pawel wird die Versammlung Namens der Großherzoglichen Staatsregierung begrüßen. –

Der Tod der Frau Großherzogin wird auch Sie betrübt haben. Es ist für das Großherzogliche Haus und für das ganze Land ein sehr schwerer Verlust, dessen ganzes Gewicht man erst in Jahren voll empfinden wird. Sie war eine edle Frau und Fürstin, die von ihren vielen Mitteln den dankbar besten Gebrauch machte. Diese werden nun vertheilt und die Erben brauchen ihren Theil für sich und werden nur in sehr beschränktem Maaße Aufwendungen für ideale Zwecke machen können, welche Frau Großherzogin in weitgehender Weise leisten konnte und mit feinem Verständniß leistete. –

Die ersehnte Nachricht aus Berlin ist noch immer nicht eingetroffen, und meine Frau ist nun schon vier Wochen dort! Sie haben sich offenbar gründlich verrechnet. Na, da hilft eben nichts als Warten, zu dem ich allerdings wenig geeignet bin. –

Meine Einsamkeit wurde zuerst durch Heinrich || erleichtert, der aber bereits vor 8 Tagen nach Zürich zurück musste, da Stöhr und Felix verreisen wollten. Seit Sonntag aber weilt Bernhard bei mir für 14 Tagen Reitschulferien. Das ist immerhin ganz erquicklich, wenn man wenigstens ein Kind da hat. –

In Jena nichts Neues. Fürbringers gehen nach Ostern nach Mannheim zu einer Hochzeit. Fürbringer hoffte Gegenbauer in Heidelberg zu treffen; sonst hatte er offenbar keinen großen Trieb auf das Familienfest, das ihm doch nur einen Katzenjammer einbrächte. Carl ist jetzt confirmirt. –

Aber weshalb sind Sie so böse auf den unglücklichen Revisor, der doch nur seine Pflicht erfüllt, wenn er Ausgaben beanstandet, die dem Zwecke nicht entsprechen, für welche die Mittel bestimmt sind? Nun drohen Sie gar mit rechtfertigendem Bericht an das Staats Ministerium wegen der 3 M für Personalverzeichnisse; aber die konnten ja, wenn durch das Interesse der Universität geboten, aus der Prorectoratskasse bezahlt werden; vielleicht waren auch auf dem Universitäts Amt noch Exemplare verfüglich. Als Ausgabe für das Institut scheint sie doch nicht berechtigt. Aber seien sie nur gut, bester Freund! Und grollen Sie dem Manne nicht, der seines Amtes pflichtgetreu waltet.

In herzlichster Verehrung Ihr treu ergebener

Eggeling

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
14.04.1897
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 2622
ID
2622