Heinrich von Eggeling an Ernst Haeckel, Jena, 25. September 1894
Jena, 25/ IX 94
Lieber Herr Professor!
Das „Blättchen“ brachte gestern Abend die erfreuliche Nachricht von der Geburt Ihres ersten Enkelkindes. Es ist mir Herzensbedürfniß, Ihnen zu sagen, wie sehr wir uns dieser frohen Botschaft gefreut haben, und Ihnen unser Aller herzlichsten Glückwünsche zuzurufen, welche Sie gütigst auch Ihrer hochverehrten Frau Gemahlin und den glücklichen Eltern nach Leipzig senden wollen.
Möge die liebe junge Mutter sich bald erholen und ihr Kind, hoffentlich dereinst an der Spitze einer frischen Geschwisterschaar zu Ihrer Freude fröhlich gedeihen. Das ist unser innigster Wunsch! ||
In Jena ist’s noch immer recht still und Neues ist nicht zu berichten.
Das Leiden unseres Erbgroßherzogs, über welches die Zeitungen jetzt öfter, hoffentlich übertriebene Mittheilungen bringen, werden auch Sie beklagen. Sehr ernst scheint dasselbe doch zu sein. Prof. Engelhardt sagte mir gestern, daß die Abreise nach der Riviera, wohin er die Herrschaften begleiten werde, auf den 22 Oktober festgesetzt sei. Schwarzseher wollen behaupten, daß er zu dieser Reise überhaupt nicht mehr kommen werde; Seidel aber, der sich sonst nicht bestimmt ausspricht, hält die Reise für sicher. Möchte doch die Wendung zum Bessern nicht ausgeschlossen sein. –
Bei uns geht’s im Wesentlichen noch ebenso, wie Sie uns fanden. Meine Frau || leidet in Folge einer Erkältung, die sie sich wohl bei einem Ausfluge nach Erfurt zugezogen hat, wieder an den asthmatischen Beschwerden. Ich kann und darf wieder kleine ebene Wege machen, jedoch noch nicht wieder auf die Berge gehen, was mir sehr fehlt; freilich ist das Wetter nicht verlockend – es ist ein miserabler Sommer oder auch Herbst! – Hoffentlich haben Sie es dort besser!
Meine Frau und Kinder lassen sich Ihnen herzlich empfehlen und ich verbleibe unter freundlichen Grüßen
Ihr
treu ergebener
Eggeling.