Merkel, Christiane

Christiane Merkel an Ernst Haeckel, Merseburg, 22. Juni 1875

Merseburg den 22/6. 75.

Geehrtester Herr Proffessor!

Von ganzem Herzen wünsche ich, daß Sie sowie Ihre werthe Familie Alle wohl und gesund sein mögen.

Nächste Woche, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag wird hier das 300jährige Stiftungsfest des Gymnasiums gefeiert, was Sie natürlich, gewiß früher gewußt haben als ich; und ich habe gehört, daß Sie und Ihr Herr Bruder an diesen Tagen nach Merseburg kommen wollen. Sie würden mir eine große Freude machen, wenn Sie mir die Ehre geben wollten, mit Ihrem Herrn Bruder bei mir zu logiren. Freilich ist alles sehr einfach bei mir, aber welche Freude Sie mir dadurch bereiten würden, brauche ich Ihnen nicht zu versichern.

Schon wieder haben wir einen schweren || Verlust gehabt. Am 14. May starb mein armer guter Carl. Eben auch war es Brust und Halsleiden. Ich bin tief gebeugt und habe nur noch Mariechen und Otto, von meinen Kindern und hier meine Stieftochter, aber a was Gott auferlegt und schickt, müssen wir doch ertragen, so schwer es auch ist.

Es ist mir oft wie ein Traum, wenn ich an die schöne frühere Zeit zurück denke; wie waren wir da Alle so glücklich auf der lieben Hütte!

Otto wohnt in Bernburg und wenn es ihm möglich ist, so kommt er, wenn auch nur auf einen Tag zum Feste her. Nun will ich noch an den Herrn Gerichts-Rath schreiben und schließe mit dem Wunsche || und in der Hoffnung, daß Sie die Güte haben und meine Bitte erfüllen.

Mit Hochachtung

Ihre

ergebenste

Ch. verw. Merkel.

a gestr.: g

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
22.06.1875
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 25266
ID
25266