Otto Plarre an Ernst Haeckel, Gera, 4. März 1911
Gera, den 4. März 1911
Verehrter Herr Geheimrat!
Soeben lese ich in der Geraer Zeitung, daß Sie heute Ihr 50jähriges Dozentenjubiläum feiern. Ich beeile mich, Ihnen zu einer so seltenen Feier meine herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Ich persönlich schätze es trotz meiner kritischen Veranlagung als ein großes Glück, Sie als Lehrer gehabt zu haben. Wenn ich auch schon mit freieren allgemeinen Ansichten nach Jena kam, so habe ich doch erst durch Sie eine folgerichtig durchgebildete, klare u. feste Einheits-, Welt- u. Lebensanschauung gewonnen.
Die gleichen Glückwünsche darf ich Ihnen auch im Namen unserer hiesigen Ortsgruppe des D. M. B. darbringen.
Mögen Sie noch viele Jahre uns als Führer erhalten bleiben, um die Früchte Ihrer arbeits- u. kämpfereichen Forschungs- u. Lehrtätigkeit, die jetzt erst in den breiten Schichten unseres Volkes und der Menschheit heranreifen, noch mit || Genugtuung genießen zu können.
Mit hochachtungsvollem Gruße
Ihr treuergebener dankbarer Schüler
Dr. Otto Plarre.