Finsterbusch, Ludwig

Ludwig Finsterbusch an Ernst Haeckel, Mülheim an der Ruhr, 17. Februar 1891

Mülheim a/d Ruhr, den 17. Febr. 1891

Lieber alter Freund!

Herzlichen Glückwunsch zu dem hohen Familienfest oder vielmehr Ereignis. Ja, mein lieber Ernst, wir werden allgemach älter, denn alt wollen wir noch nicht sagen. Und so kommen die Freuden des vorrückenden Alters, wozu auch die Verlobung der heranwachsenden Töchter gehört. Also noch einmal herzlichen Glückwunsch auch seitens meiner Frau dem trauten Eltern- und dem jubelnden Brautpaare. – Daran schließe ich, da es sich so gut trifft, einen nachträglichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag, der ja auf den 16. fällt. Endlich danke

ich Dir freundlichst für die Zusendung Deines || Nordafrikanischen Reiseberichtes, in dem mir außer den großartigen ethnographischen Gesichtspunkten und dem wackeren Eintreten für Kolonialbestrebungen ganz besonders die Neuigkeit Freude gemacht hat, daß Deine liebe, gute Mutter eine geborne Französin gewesen ist. Ich danke Dir und erkläre mich gern zu Gegendiensten bereit, will sagen, werde Dir meine Werke auch zuschicken, sobald sie im Druck erscheinen. Gandtners nehmen sich meines Ernsts sehr freundlich an. Es ist für einen Studenten, der viel Familiensinn hat, immer sehr angenehm, von seiner einsamen Studierbude oder aus dem Kreise der lärmenden Kommilitonen ab und zu ins stille, gemütliche Familienleben auf ein Stündchen versetzt zu || werden. In einigen Wochen kehrt er heim, um hier ein im Vaterhause die Prüfungsarbeiten anzufertigen und zu Michaeli hoffentlich ins mündliche zu steigen. Bei Deinem Bruder ist ja eine gewisse Pauline Kniebe im Haushalte, darüber habe ich mich im Interesse beider sehr gefreut. Denn sie ist sehr tüchtig im Haushalte und in der Pflege, und andrerseits hat sie eine Häuslichkeit gefunden, in der es ihr sicher gefallen kann. Ihre Schwester ist mit einem Vetter Kniebe verheiratet, der in Minden durch mich an die Töchterschule kam, und daher schreibt sich unsere innige Freundschaft mit der Familie. Er wohnt nur jetzt zu weit von uns, bei Saarbrücken; aber fast jedes Jahr kommt er oder sie auf ein paar Tage zu uns. | Und nun ade, herzlichen Gruß von Haus zu Haus.

In alter Liebe

Dein Ludwig Finsterbusch

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
17.02.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 2344
ID
2344