Hermann Paetel an Ernst Haeckel, Berlin, 16. Oktober 1884
VEREIN FÜR DEUTSCHE LITERATUR.
GESCHÄFTSFÜHRENDER DIRECTOR: DR. HERMANN PAETEL.
BÜREAU: BERLIN W., LÜTZOW-STRASSE 113.
BERLIN, DEN 16. Oct. 1884.
Herrn
Prof. Dr. Ernst Haeckel
Jena.
Hochgeehrter Herr!
Besten Dank für Ihre freundliche Bereitwilligkeit, mir für unsere Vereinspublicationen s. Z. ein Werk Ihrer Feder zur Verfügung zu stellen. Für Jahresfrist ist der Bedarf des Vereins mehr als gedeckt; zunächst harren noch 6 bereits angenommene Werke der Veröffentlichung, ich wäre also beim besten Willen nicht in der Lage gewesen vor Ablauf eines Jahres das betr. Werk zu publiciren. Als guter Hausvater aber habe ich und muß ich stets auch die Zukunft || im Auge behalten und mir rechtzeitig für die Vereinspublicationen hervorragende Werke erster Autoren sichern. Manche Zusage dieser Art habe ich bereits erhalten, sodaß ich die feste Zuversicht hege, es werde mir vergönnt sein, den Literatur-Verein seinem idealen Ziele einen Schritt näher zu führen. Von diesem Standpunkt aus begrüße ich Ihre freundliche Zusage mit aufrichtiger Freude. Erwarten Sie, hochverehrter Herr Professor, keine weitere Mahnung an Ihr Versprechen meinerseits. Ich dränge Sie in keiner Weise, aber wenn es Ihre Zeit erlaubt und Sie an die Abfassung eines für den Literatur-Verein geeigneten Werkes gehen, dann, bitte, theilen Sie es mir mit, damit ich meine Dispositionen danach treffen kann; ein Werk von Ernst Haeckel wird von sämmtlichen Mitgliedern des Vereins für Deutsche Literatur stets mit Freude begrüßt werden, zu welcher Zeit es auch kommen mag, und || ich selbst werde lieber ein oder das andere Werk zurückstellen, als daß ich an Sie das Ansinnen stellte, längere Zeit auf das Erscheinen zu warten. Daß unser hoher Protector, Ihr Rector Magnificus, ebenfalls eine besondere Befriedigung darüber äußern würde, wenn die Vereinspublicationen durch ein Werk aus Ihrer Feder bereichert würden, steht wohl außer allem Zweifel. Bleiben Sie also, bitte, Ihres freundlichen Versprechens gehen den Verein eingedenk.
Mit verehrungsvollem Gruße
Ihr
hochachtungsvoll
ergebener
Dr. Hermann Paetel